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Kinder, die sowohl wenig elterliche Zuneigung als auch gleichzeitig wenig elterliche Kontrolle erlebten, hatten später öfter psychische Probleme.

Kinder, die von ihren Eltern sehr liebevoll, aber auch mit starker Kontrolle und Regeln erzogen werden, haben als Jugendliche ein deutlich geringeres Risiko, sich selbst umzubringen. Das fanden jetzt deutsche Forscher heraus. Die Wissenschaftler empfehlen, die gewonnenen Erkenntnisse in bestehende Präventionsmaßnahmen zu integrieren. So sollten Eltern schon früh in Geburtsvorbereitungskursen auf die Vorteile und die Möglichkeiten des autoritativen Erziehungsstils hingewiesen werden.

Schützende Wirkung

Die Forschergruppe um Carolin Donath vom Uni-Klinikum Erlangen konnte mit ihrer Studie zeigen, dass der autoritative Erziehungsstil "eine schützende Wirkung" für Kinder hat. "Kinder, die sowohl starke Zuwendung als auch ein hohes Ausmaß an Kontrolle und Regeln durch ihre Eltern erlebt hatten, haben im Alter von 15 Jahren seltener schon einmal ernsthaft versucht, sich umzubringen als Jugendliche, die eine andere Erziehung erlebt hatten", sagt Donath.

Im Unterschied zum autoritären Erziehungsstil, bei dem Eltern von ihrem Kind in erster Linie Gehorsam erwarten, ihre Entscheidungen kaum diskutieren oder erläutern und Bestrafungen das bevorzugte Erziehungsmittel sind, schätzen die Eltern eines autoritativen Erziehungsstils den eigenen Willen des Kinds und berücksichtigen seine Interesse. Allerdings hat die elterliche Sichtweise Vorrang und der Elternwille wird durch Argumente durchgesetzt.

Im Gegensatz zum autoritativen Erziehungsstil konnte die Forschergruppe aufzeigen, dass sich das Risiko für Suizidversuche im Jugendalter bei einem in der Kindheit erlebten ablehnend-vernachlässigendem Erziehungsstil erhöht. "Das heißt, Kinder, die sowohl wenig elterliche Zuneigung als auch gleichzeitig wenig elterliche Kontrolle erlebten, hatten im Jugendalter ungünstigere Bedingungen für psychische Gesundheit", sagt Donath. Ein autoritärer Erziehungsstil hatte dagegen keinen Einfluss auf Suizidversuche, war aber verbunden mit einem erhöhten Auftreten von Suizidgedanken.

Weitere Risikofaktoren

Den Forschern gelang es auch, weitere Risikofaktoren für Suizidversuche bei Jugendlichen zu ermitteln. Dazu zählen das weibliche Geschlecht, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), Rauchen, Rauschtrinken, Migrationshintergrund und Trennung der Eltern. Deutschlandweit haben neun Prozent der 15-jährigen schon einmal ernsthaft versucht, sich umzubringen, rund 40 Prozent haben schon einmal über einen Suizid nachgedacht. Grundlage der repräsentativen Studie war eine Fragebogen-Untersuchung bei 44.134 Jugendlichen in ganz Deutschland. (red, derStandard.at, 3.6.2014)