St. Pölten – Dreißig Jahre lang sollen Archäologen gerätselt haben, warum manche Menschen im Mittelalter mit einem Topf in der Beckengegend bestattet wurden. Derlei Funde habe man immer wieder gemacht, doch das Rätsel sei geblieben, schildert Martin Krenn vom Bundesdenkmalamt. Dann deutet er auf eine Vitrine im Stadtmuseum St. Pölten, in der des Rätsels Lösung nun steht.
Archäologen kamen dem Geheimnis in Zwettl in Niederösterreich auf die Spur, als sie einmal mehr unter solch ein mitbestattetes Gefäß blickten und darunter einen hölzernen Kelch entdeckten, der ausnahmsweise binnen 500 Jahren nicht verrottet war – und ein Hinweis darauf sein könnte, dass der Bestattete Priester war.
"Erstmals und brandheiß"
Es sind Neuigkeiten aus der Vergangenheit wie diese, denen die am 4. Juni startende Schau "News from the Past" gewidmet ist. Zum Titel passend liegt beim Eingang statt eines Ausstellungsprospekts eine Art Zeitung auf. "Erstmals und brandheiß – frisch aus dem Untergrund" steht auf dem Titelblatt.
Die Schau, die von Stadt, Land, Bundesdenkmalamt und privaten Spendern finanziert wurde, konzentriere sich auf Stücke, die Geschichten erzählen, sagt Stadtarchäologe Roland Risy. "Und die Funde sind zu 99 Prozent noch nicht zu sehen gewesen."
Jeder Schauraum ist dabei einer Epoche gewidmet – vom Paläolithikum bis in die Neuzeit. Die gezeigten Stücke stammen ausschließlich aus Niederösterreich – wo im Vorjahr mehr als die Hälfte aller in Österreich getätigten archäologischen Maßnahmen stattfanden. Insgesamt waren es 672 Projekte auf – oder in – österreichischem Boden; wobei die Zahl jährlich steigt.
Treffen mit Tatortgruppen
Bei vielen Unternehmungen sind Schaufel und Pinsel für die Forscher immer noch unerlässlich. Neue Techniken, etwa in der Altersbestimmung von Funden, machen aber die Erfassung neuer Daten möglich. Auch auf fachlicher Ebene entstehen dadurch neue Verbindungen: So tauschen sich Archäologen der Uni Wien laut Risy regelmäßig mit Tatortgruppen über das Dokumentieren aus.
Weitere "News" hinter Vitrinenscheiben sind Funde, die auf eine einzigartige Goldbergbaustätte in Österreich hinweisen. Die Werkzeuge aus dem 1. bis 3. Jahrhundert wurden in Neunkirchen am Wechsel ausgegraben. Neben solchen – aus archäologischer Sicht – Nebenschauplätzen finden sich in der Schau auch "Stars" der Fundorte: die Roseldorfer Keltensiedlung in Sitzendorf an der Schmida, wo Forscher eine Druidenkrone entdeckten, oder ein Film über die Weiten der Römersiedlung Carnuntum – einer schier unerschöpflichen Quelle. Zehn Quadratkilometer Untersuchungsfläche warten dort noch auf weitere Erforschung. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 4.6.2014)