Wien - Die Liebe ist bekanntlich ein seltsames Spiel und dementsprechend ein ergiebiges Objekt künstlerischer Auseinandersetzung. Als Thema des diesjährigen Theaternachwuchswettbewerbs im Theater Drachengasse sorgte es prompt für einen Rekord an Einreichungen. Vier Arbeiten präsentieren sich nun unter dem Slogan Romeo und Julia sind tot im freundschaftlichen Wettstreit um Jury- und Publikumspreis.

Wie der Titel schon andeutet, nähern sich die abwechslungsreichen Performances dem Thema weitestgehend von romantisch-tragischer Seite. Verliebtes Geturtel, anonymer Sex oder seminarerprobte Genderdiskurse, all das, was man von der jungen Boheme gerne erwartet, bleibt ausgespart. Liebe ist vermisst oder verloren.

Den flotten Auftakt macht die Gruppe Bankett mit Für Sie spielen wir die Hauptrolle. Betrachtungen über langjährige Beziehungen und ersetzbare Verluste sowie Unzufriedenheit mit dem Schauspielberuf führen zu einer Geschäftsidee: eine Versicherung, die den verstorbenen Lebenspartner durch einen Mimen ersetzt.

In der Puppenkiste landen

Zimmer No. 101 (Text: Adrian Jager, Regie: Ron Zimmering) zeigt daraufhin, wie ein Paar, das das größte gemeinsame Glück bereits überwunden hat, in traumähnlichen Sequenzen wieder und wieder aufeinandertrifft. Wünsche und Machtverhältnisse verschieben sich beständig, allein die Inkompatibilität scheint konstant.

Die Puppen tanzen lässt anschließend Friederike Hellmann in Lilian Matzkes Figurentheaterstück Rolling Floyd. Julia versucht darin vergeblich, ihren Romeo via Internet zu kontaktieren, bis sie schließlich mit Mick Jagger in der Puppenkiste landet. Das wilde Spiel sieht gut aus, die eingewirkten (Song-)Texte machen Spaß, jedoch geht die Nachvollziehbarkeit zwischendurch flöten.

Mit Morsch beschließt eine Zukunftsvision des Yzma-Theaterkollektivs den Abend. Drei Culture-Warriors bewachen einen Tresor, in dem europäische Kulturgüter konserviert werden, und treiben dabei verbalen Hochgeschwindigkeitsschabernack. Was das mit dem Thema Liebe zu tun hat, bleibt offen. (Dorian Waller, DER STANDARD, 4.6.2014)