Wien - Auch wenn die Ukraine-Krise die Meldungen zu EU-Erweiterungsschritten dominiere, dürfe der Westbalkan nicht in den Hintergrund rücken - darüber waren sich die Teilnehmer der internationalen Westbalkan-Konferenz, darunter zahlreiche Außenminister sowie EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle, am Dienstag in der Wiener Hofburg einig.

Die Tatsache, dass man sich 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Wien treffe, um eine gemeinsame Zukunft zu erörtern, sah Außenminister Sebastian Kurz als "besonders starkes Signal". Als nächster Schritt sollten seiner Ansicht nach die im Dezember verschobenen, offiziellen Beitrittsgespräche mit Albanien beginnen. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, habe er im Rahmen der Konferenz gemeinsam mit den sechs anwesenden EU-Außenministern und Außenministerinnen (aus Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, der Slowakei und Slowenien) einen Brief aufgesetzt, der beim nächsten Treffen Ende Juni in Luxemburg vorgelegt werden solle.

Die gesamte Region sei wie "eine kleine Schweiz zwischen den EU-Staaten" , ohne die die Union nicht vollständig sei, sagte Italiens Außenministerin Federica Mogherini. Deshalb werde ihr Land auch die Aufnahmeperspektive für alle Staaten des Westbalkans als Priorität weiterführen, wenn man am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernehme.

Ivica Dacic, bis vor kurzem serbischer Premier und nun Außenminister, bezeichnete den Ersten Weltkrieg als "größte Tragödie der serbischen Geschichte". Es sei heute müßig, Schuldige dafür zu benennen. Wichtiger sei, solche Tragödien in Zukunft zu vermeiden, indem man gemeinsame Interessen umsetze. Seine Wunschvorstellung sei die einer EU mit allen Staaten des Westbalkans.

Auch Erweiterungskommissar Füle betonte die Integrationsfunktion der EU. Aber: "Die Erweiterung ist kein Autopilot, nicht bloß ein Abarbeiten einer Checkliste." Reformen müssten glaubwürdig sein. (mesc; gian, DER STANDARD, 4.6.2014)