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Typische Haltung eines Koalas bei heißen Temperaturen. Wenn die Tiere sich an Baumstämme schmiegen, kühlen sie sich dabei auch ab, wie australische Zoologen entdeckten.

Foto: APA/EPA/Roessler

Ein Koala im Wärmebild bei 37,3 Grad Lufttemperatur.

Foto: S. Griffiths

London/Wien - Beginnen wir mit zwei nicht ganz einfachen Fragen: Wissen Sie, woher die Bezeichnung Koala stammt? Und, schwieriger, warum die Tiere so heißen? Die erste Antwort ist eher trivial: Der Name stammt aus einer Aborigines-Sprache. Unerwarteter ist die Bedeutung des Begriffs. "Koala" heißt nämlich so viel wie "ohne Wasser" oder "trinkt nicht".

Tatsächlich sieht man die possierlichen und ausschließlich in Australien beheimateten Beutelsäuger nur sehr selten beim Trinken. Ihren Wasserbedarf decken die Koalas vor allem durch ihr Hauptnahrungsmittel, wasserreiche Eukalyptusblätter. Daneben laben sie sich auch an Tau und Regentropfen. Nur wenn es sehr trocken ist, riskieren sie eine Exkursion zu einer Wasserstelle.

Damit sind wir auch schon beim Thema: Wie halten es die Nichttrinker mit ihrem dichten Fell in der Hitze Süd- und Ostaustraliens aus? Um diese Frage zu beantworten, haben Zoologen um Natalie Briscoe (Uni Melbourne) zunächst Koalas im Labor Temperaturen von 25 bis 30 Grad Celsius ausgesetzt und dabei hohe Wasserverluste durch Hecheln beobachtet. Was aber machen Koalas in freier Wildbahn?

Also wurden 37 wildlebende Koalas mit Sendern ausgestattet und sowohl im Sommer als auch im Winter beobachtet. Zudem analysierten die Forscher mittels Wärmebildkameras das Mikroklima in den Bäumen, wo sich die Tiere aufhielten. Zwar ist bereits seit längerem bekannt, dass sich die Temperatur im Bauminneren von der Umgebungstemperatur unterscheiden kann. Ob und wie dadurch das Verhalten von baumbewohnenden Tieren beeinflusst wird, hat bis jetzt aber noch nicht systematisch untersucht.

Die Ergebnisse der Beobachtungen von Briscoe und ihren Kollegen waren eindeutig - und bedeuten eine neue Entdeckung in Sachen tierischer Thermoregulation: Die Forscher konnten nämlich erstmals zeigen, dass die Koalas bei großer Hitze spezielle Baumarten aufsuchen, deren Blätter sie nicht essen können, die aber besonders kühl sind.

Die am wenigsten warmen Regionen der Stämme und Astgabeln werden von den Koalas dazu genützt, um die eigene Hitze abzuführen, schreiben Briscoe und ihre Kollegen im Fachmagazin Biology Letters. Zu diesem Zweck schmiegen sich die Koalas großflächig an die um bis zu acht Grad kühleren Baumregionen - die typische Umarmungshaltung der Tiere. So sparen sie Flüssigkeit, die sie sonst zum kühlenden Verdunsten benötigen würden.

Und das wiederum bedeutet, dass die charakteristische Baumkuschelei der Koalas mittelbar damit zu tun hat, warum die Koalas so heißen, wie sie heißen. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 4.6.2014)