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Das Teddybärkrankenhaus soll Kindern die Angst vor Ärzten nehmen.

Foto: APA/Stefan Sauer

Der Mutter-Kind-Pass feiert heuer sein 40-jähriges Jubiläum. Dass sich dieses gesundheitliche Begleitsystem bewährt hat, steht außer Streit. Zahlreiche Experten fordern aber eine Anpassung an neue Erfordernisse.

Der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres kann sich eine Ausdehnung weit über das sechste Lebensjahr hinaus vorstellen. Hier sollte vor allem die Lücke während der Schulzeit und ins Jugendalter hinein geschlossen werden. "Wir erreichen Eltern mit dem Mutter-Kind-Pass flächig. Und das schon ganz früh. Hier könnte man ansetzen und zusätzliche begleitende Maßnahmen festschreiben. So könnten etwaige Entwicklungsdefizite, damit meine ich nicht nur in der Sprache, sondern auch etwa auch in der Feinmotorik und im sozialen Interaktionsverhalten, rechtzeitig erkannt werden", schlägt Wolfgang Mazal, Leiter des Instituts für Familienforschung, vor. Er will auch die Erwachsenen einbinden: "Und man könnte dann über den Mutter-Kind-Pass auch die Elternbildung fördern und Elternbildungsgutscheine dazugelegen!”, sagt Mazal.

Seit der Einführung des Mutter-Kind-Passes im Jahr 1974 wurde das Untersuchungsprogramm schon mehrfach erweitert und verändert. So kamen bereits 1987 zu den ursprünglich vier Untersuchungen in der Schwangerschaft eine fünfte Untersuchung und zwei Ultraschalluntersuchungen hinzu. Ebenso wurden die Laboruntersuchungen angepasst. 2010 wurden eine dritte Ultraschalluntersuchung, das Screening nach Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) und eine HIV-Untersuchung hinzugefügt. Seit 2014 ist eine Hebammenberatung möglich. Der deutliche Anstieg des Anteils der Schwangeren, die einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, in den Untersuchungen auf an die zehn Prozent deutet darauf hin, dass die Einführung dieses Tests eine Lücke geschlossen hat.

Dank der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit stark gesunken. Noch im Jahr 1973 stellt Österreich mit einer Säuglingssterblichkeit (Todesfälle von lebend Geborenen innerhalb des ersten Lebensjahres) von 23,5 pro Tausend Kindern (Promille) das Schlusslicht Westeuropas dar. 1984, also zehn Jahre nach der Pass-Einführung, hatte sich die Säuglingssterblichkeit auf 11,4 Promille in etwa halbiert (2012: 3,2 Promille).

Ein Kritikpunkt am Pass gibt es noch seitens der Ärzte: die mangelnde Anpassung der Honorare. So erklärte der Kammeramtsdirektor der Wiener Ärztekammer, Thomas Holzgruber, vor wenigen Tagen: "Seit 17 Jahren hat man das Honorar für den Mutter-Kind-Pass nicht erhöht." Der Wiener Ärztekammerpräsident Szekeres ergänzte: "Die Ärzte zahlen da drauf." (pm, APA, derStandard.at, 4.6.2014)