Wien - Schon seit längerem bemüht sich der Wissenschaftsfonds FWF darum, private Mittel für die Forschung zu lukrieren. Am Mittwoch haben der Fonds und der Stiftungskurator die Gründung der "Gottfried und Vera Weiss-Stiftung" bekannt gegeben, die Nachwuchsforscher in Meteorologie und Anästhesie fördern will. Doch der Weg dahin war mühsam, wie die Verantwortlichen erklärten.

Zwei Forschungsgebiete mit persönlichem Bezug

Die Stiftung geht auf den Meteorologen Gottfried Weiss (1926-2000) und seine Frau, die Anästhesistin Vera Weiss (1926-2013), zurück. Gottfried Weiß war Leiter des Flugwetterdienstes im Verkehrsministerium und ging 1961 zur World Meteorological Organization (WMO) nach Genf, wo er 1974 einer der Direktoren wurde und seine Frau als Anästhesistin arbeitete und forschte. 1986 gingen die beiden in Pension und übersiedelten wieder nach Wien.

Die im Vorjahr verstorbene Vera Weiss verfügte testamentarisch, dass ihr Vermögen, vorwiegend Immobilienbesitz, in eine Stiftung übertragen wird. Mit deren Erträgen sollen an österreichischen Forschungsstätten tätige Wissenschafter gefördert werden, die Forschungsprojekte höchster Qualität an anerkannten in - und ausländischen Einrichtungen durchführen wollen - und zwar jährlich alternierend auf den Gebieten der Meteorologie und Anästhesie.

Stiftungskurator Rudolf Bauer nannte u.a. die Begeisterung der beiden Stifter für Wissenschaft und Forschung, Vera Weiss' positive Erfahrung mit dem Stipendium eines Pharmakonzerns am Anfang ihrer Karriere und das Kennenlernen "einer ganz anderen Stiftungskultur in ihrer Zeit in der Schweiz" als Beweggründe der beiden Stifter. Bauer hat sich dann an den FWF gewendet, "weil dieser die optimalen Möglichkeiten bietet, den testamentarischen Auftrag zu erfüllen".

Der Ablauf

Im Rahmen eines Treuhandvertrags wird der FWF jährlich eine Ausschreibung durchführen, wobei die etablierten FWF-Förderungen "Einzelprojekte" und "Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendien" als Vorbild dienen. Anträge werden, wie beim Fonds üblich, von ausländischen Gutachtern beurteilt, das FWF-Kuratorium gibt dann eine Empfehlung an die Stiftung ab. Dafür stellt der FWF keine Kosten in Rechnung.

Bauer rechnet mit jährlichen Ausschüttungen von 200.000 bis 300.000 Euro. Die erste Ausschreibung (Meteorologie) soll in der zweiten Septemberhälfte erfolgen. Sollte die Qualität der Anträge sehr hoch sein und die Zahl der Antragsteller die Möglichkeiten der Stiftung übersteigen, will der FWF aus seinen Mitteln weitere Förderungen vergeben, sagte Ex-FWF-Geschäftsführer Gerhard Kratky, der sich seit einigen Jahren im Auftrag des Fonds dem Thema "Mäzenatentum in der Forschung" widmet.

Langer Weg

Dass dies gar nicht so einfach ist, machten die Erfahrungen Bauers bei der Stiftungsgründung klar. Er sprach wörtlich von einer "mühevollen Errichtung" der Stiftung, obwohl er den Behörden durchaus eine kooperative Gesprächskultur bescheinigte. "Es lag vielmehr an den gesamten Rahmenbedingungen, die mit bürokratischen Strukturen den Blick auf das Ziel vernebelten", sagte Bauer. Auch die hohen Kosten seien "kaum dazu angetan, um den Kreis der philanthropischen Stifter zu erweitern". Es sei "empörend, dass eine gemeinnützige Stiftung einige 100.000 Euro an Steuern und Gebühren abliefern muss".

Erst durch den Treuhandvertrag mit dem FWF sei es überhaupt möglich gewesen, dass die Stiftung nicht selbst in der Forschung tätig sein muss. Zudem konnte so die übliche dreijährige Wartefrist bis zur Zuerkennung der Gemeinnützigkeit umgangen werden.

Mäzene sollen es leichter haben

FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund sprach sich deshalb für eine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen wie Steuer- und Stiftungsgesetz aus. Die "Gottfried und Vera Weiss-Stiftung" bezeichnete sie als "ermutigendes Signal, dass auch in Österreich Mäzene für die Forschung gewonnen werden können". In angloamerikanischen Ländern mache Mäzenatentum einen substanziellen Anteil der Forschungsfinanzierung aus, auch in Deutschland und der Schweiz sei die Zahl gemeinnütziger Stiftungen für die Wissenschaft deutlich höher. "Die Basisfinanzierung darf aber durch Privatmittel nicht ersetzt werden", so Ehrenfreund.

Kratky betonte im Zusammenhang mit seinem Bemühen um mehr private Mittel für die Forschung, dass sich der FWF als "Vermittler zwischen Mäzenen und Scientific Community" verstehe. Der FWF sei aufgrund seiner Tätigkeit in der Lage, die qualitativ besten Projekte auszuwählen, betreue alle Wissensgebiete und wahrt Äquidistanz zu allen Forschungseinrichtungen. (APA/red, derStandard.at, 4.6. 2014)