"Es fühlt sich wie zu Hause an", merkte US-Präsident Barack Obama gleich zu Beginn seiner Rede zu den polnischen Unabhängigkeitsfeiern in Warschau an. Die Beziehungen der USA und Polens sind traditionell sehr stark. Dass der US-Präsident in Chicago, der Stadt mit einer der größten polnischen Communitys, aufgewachsen ist und genug Anekdoten mitbringen konnte, tat sein Übriges dazu, dass der Auftritt zu einem Heimspiel wurde.

Nicht nur um den engsten Verbündeten des Zusammenhalts zu versichern, sondern um gleichzeitig Russland nochmals in die Schranken zu weisen, trat Obama auf dem Schlossplatz im Zentrum Warschaus auf. Zwischenzeitlich wurde er für seine Verhältnisse ungewöhnlich forsch und laut. "Das Zeitalter der Imperien ist vorbei", betonte er. Dunkle Taktiken aus dem 20. Jahrhundert dürften nicht im 21. Jahrhundert wieder Einzug halten. An wen er diese Botschaft mit Nachdruck adressierte, war mehr als offensichtlich.

Am für Polen so historischen Tag geschichtliche Parallelen zu ziehen drängte sich da fast auf. Das Streben der Solidarnosc vor 25 Jahren nach Freiheit wiederhole sich heute in ähnlicher Form in der Ukraine. Ebenso wie am 4. Juni 1989 bei der ersten teilweise freien Wahl in Polen hätten sich auch in der Ukraine am 25. Mai trotz militärischer Präsenz die Menschen angestellt, um zu wählen. Damals sei Polen von seinen Freunden teilweise im Stich gelassen worden.

Ein Fehler, der sich nicht noch einmal wiederholen dürfe. Und so wurde Obama nicht müde klarzustellen, dass die USA den NATO-Verbündeten Polen, Estland, Lettland, Litauen und Rumänien im Falle des Falles verteidigend zur Seite stünden. Freiheit könne es immer nur im Zusammenspiel mit Solidarität geben. Eine Botschaft, die auch wegen der angekündigten erhöhten Truppenpräsenz der USA in Europa von Russland wohl als weiterer Affront und nicht als Geste des Dialogs verstanden werden wird. (Teresa Eder, derStandard.at, 4.6.2014)