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Soldatenjob und Familie sollen besser vereinbar werden.

Foto: epa/JENS WOLF

Als die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch in Berlin zur Pressekonferenz erscheint, da hat sie ihr berühmtes Lächeln aufgesetzt: freundlich, aber stahlhart. Will heißen: Lacht Ihr nur, ich gehe ohnehin meinen Weg.

Von der Leyen, die erste Verteidigungsministerin von Deutschland, will nämlich nun einlösen, was sie beim Amtsantritt im Dezember versprach: Der Job der Soldatinnen und Soldaten soll attraktiver und vor allem familienfreundlicher werden.

Sie hat sich dafür eine Reihe von Maßnahmen ausgedacht. Zum Beispiel soll man sich künftig bei der Bundeswehr online bewerben können. Das ist - anders als in der freien Wirtschaft - derzeit noch nicht möglich und damit nicht mehr ganz zeitgemäß.

Doch ihr Katalog umfasst auch Maßnahmen, aus denen private TV-Kanäle ganze Sendungen machen: Die Verschönerung der 50.000 Stuben in den Kasernen. Minikühlschränke soll es geben, Flachbildschirme, Gratis-WLAN, auch neue, hellere Möbel.

Zudem plant von der Leyen den Ausbau von Kindergärten und will den Beschäftigten bei der Bundeswehr weniger Versetzungen zumuten. Mehr Teilzeitarbeit soll möglich sein, auch häufigeres Arbeiten von zu Hause aus. Dafür möchte sie 3000 Laptops und 3000 Tabletcomputer anschaffen.

100 Millionen Euro will die Ministerin in den kommenden fünf Jahren investieren, das Geld soll aus dem Verteidigungshaushalt bereitgestellt werden. Doch kaum waren erste Details der Reform durchgesickert, da regte sich bereits Widerstand.

Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, übt besonders scharfe Kritik und erklärt, von der Leyen habe "ganz offensichtlich keine Ahnung vom Militär" und führe die Bundeswehr "wie eine gute Hausfrau, die ihre Kinder versorgt". Sie solle sich lieber um die wirklich wichtigen Dinge kümmern: "Soldaten brauchen eine vernünftige Ausrüstung. Das macht den Soldatenberuf sicherer und damit attraktiv." Das Magazin Focus zitiert einen ranghohen Offizier aus dem Ministerium, der beklagt, von der Leyen "verpasst uns mit dieser Agenda das Image von Weicheiern und Warmduschern".

Ministerin will "die Besten"

Die Verteidigungsministerin hingegen erklärt, eine Attraktivitätsoffensive der Bundeswehr sei unumgänglich, sonst bekomme sie keinen Nachwuchs mehr. Schließlich hat Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt und ist nun auf Freiwillige angewiesen.

"Wer qualifiziert und gut ist, hat viele Jobangebote", sagt sie. Daher müsse man die Bundeswehr zum "attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands machen". Denn, so von der Leyen: "Wir wollen die Besten." Auch für Soldaten müsse es selbstverständlich sein, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Hellmut Königshaus, der Wehrbeauftragte des Bundestags, leistet der Ministerin Schützenhilfe und erklärt, es sei gut, wenn die Truppe "optimal" ausgestattet werde. Parlamentariern hat von der Leyen ihre Pläne auch schon dargelegt. "Ich habe sehr viel Unterstützung erfahren", sagte sie danach. Kritik stuft sie als "Angst vor Veränderung" ein. Und lächelt weiter eisern. Soldatenjob und Familie sollen besser vereinbar werden. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 5.6.2014)