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Foto: AP/Ivan Sekretarev

Sieht so der "Retter des Abendlandes" aus? Alexander Dugin, der geheimnisvolle Gesprächspartner von Heinz-Christian Strache in Wien, mit dem dieser angeblich die Befreiung Europas von Liberalismus und "satanischer Schwulenlobby" beraten haben soll, ist einer der schillerndsten und zugleich umstrittensten politischen Philosophen Russlands.

Dugins Haar- und Barttracht erinnert nicht zufällig an einen orthodoxen Priester. Der 52-jährige Moskauer ist einer der führenden Vertreter des russischen Konservatismus und moderierte lang beim Kirchensender Spas. Teilweise ist er dabei orthodoxer als der Patriarch, wenn er beispielsweise die Rasur mit dem Kastrieren gleichsetzt, was ihm sogar in der russisch-orthodoxen Kirche Okkultismusvorwürfe einbrachte.

Politisch machte Dugin, der in zweiter Ehe verheiratet ist und zwei Kinder hat, dabei eine erstaunliche Karriere, die auch auf den Kurswechsel im Kreml zurückgeht. Aus dem als faschistisch verschrienen Außenseiter ist einer der einflussreichsten Ideologen der neuen Kremlpolitik geworden.

Bereits in jungen Jahren offenbarte Dugin seine Affinität zur Naziideologie. Als Student soll er dem mystisch-okkulten "Schwarzen Orden der SS" angehört haben. Auch die Ariertheorie der Nazis griff er in seinen Schriften auf. Die Perestroika beeinflusste das Denken des bis dahin starren Antikommunisten stark. Den Zerfall der Sowjetunion interpretierte Dugin als Niederlage eines Imperiums, dessen Größe es wieder herzustellen galt. Zentrale These seiner Philosophie ist, dass Russland durch die Angliederung der Exsowjetrepubliken wieder zur "eurasischen Supermacht" aufsteigen müsse.

Praktische Schritte dazu unternahm er Anfang der 1990er-Jahre mit der Gründung der Nationalbolschewistischen Partei, allerdings wechselte er mit dem Machtantritt von Wladimir Putin aus der Radikalopposition ins Kremllager über: "Gegner des Putin-Kurses gibt es nicht mehr - und wenn, dann sind sie psychisch krank und gehören eingewiesen", schrieb er 2008 über den russischen Präsidenten.

Damals hatte Russland gerade den Kaukasuskrieg gewonnen, und auch wenn sich Dugin mit seiner Forderung nach einer Besetzung von Tiflis nicht durchsetzen konnte, seine Idee eines von Russland dominierten eurasischen Kulturraums machte ihn zum gefragten Mann. Heute ist er in Russland Professor und Berater des Duma-Vorsitzenden Sergej Naryschkin. (André Ballin, DER STANDARD, 5.6.2014)