Brüssel - Jean-Claude Juncker, Spitzenkandidat der konservativ-christdemokratischen EVP-Fraktion im EU-Parlament, die aus der Wahl erneut als stärkste Kraft hervorgegangen ist, hat sich mit deutlichen Worten in den Streit um den künftigen Kommissionspräsidenten eingeschaltet. "Wir müssen aufpassen, dass wir den Sieg nicht verspielen", zitierte die deutsche CDU-Abgeordnete Inge Gräßler Juncker nach einer EVP-Aussprache am Donnerstag in Brüssel.

Außerdem sagte Juncker laut Angaben des EVP-Pressediensts: "Ich mache mir nichts aus schmutzigen Angriffen der britischen Presse. Ich werde ein faires Abkommen mit London anstreben." Juncker hatte bereits im Wahlkampf angeboten, er würde als Kommissionspräsident eine Sonderregelung über die Beziehungen Großbritanniens mit der EU anstreben.

Das EU-Parlament hatte Juncker zuvor als denjenigen unterstützt, der sich als Spitzenkandidat der stärksten Fraktion um die Nachfolge von Jose Manuel Barroso als Kommissionschef bemühen soll. Der ehemalige luxemburgische Premier genießt aber nicht die Unterstützung aller EU-Staaten. Großbritanniens  Premier David Cameron etwa will Juncker verhindern und unter den Mitgliedsländern eine Sperrminorität gegen ihn zimmern.

Beim EU-Gipfel Ende Mai wurde Ratspräsident Herman Van Rompuy damit beauftragt, mit den Staats- und Regierungschefs die Lage zu sondieren. Der Kommissionspräsident muss auf Basis ihres Vorschlags vom Europaparlament mit absoluter Mehrheit gewählt werden. (APA, 5.6.2014)