Der lettische Internet-Aufdecker Ilmars Poikans ist am Mittwoch von einem Gericht in Riga erstinstanzlich freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte 280 Stunden Sozialarbeit wegen "illegaler Manipulation personenbezogener Daten" gefordert. Poikans hatte 2010 den Server des lettischen Finanzamts geknackt und unter dem Decknamen "Neo" Luxusapanagen von Spitzenfunktionären veröffentlicht.
Poikans zeigte sich angesichts des Freispruchs vorerst zufrieden, betonte gegenüber der Nachrichtenagentur BNS aber, dass das Tauziehen angesichts der angekündigten Berufung der Staatsanwälte noch nicht zu Ende sei. Außerdem bedauerte er, dass erneut Steuergeld für die vierjährigen Ermittlungen und den Prozess "hinausgeschmissen" worden seien.
Rohdaten
Der Aufdecker hatte Anfang 2010 die Rohdaten für eine kritische Report-Sendung des Lettischen Fernsehens ("De Facto") geliefert, in der die mehr als großzügigen Löhne für Spitzenbeamte und Politiker ans Tageslicht befördert wurden. Die Funktionäre hatten abkassiert, während sie auf der anderen Seite die Bevölkerung nach der Finanzkrise von 2008 und 2009 massiv zur Kasse baten.
Poikans, der damals als IT-Spezialist an der Universität von Lettland in Riga tätig war, gestand umgehend nach seiner Enttarnung, dass er die Quelle für die vom Finanzamt kopierten, insgesamt rund sieben Millionen Datensätze war. Die Polizei hatte im Zuge der Ermittlungen auch Computer-Ausrüstung der investigativen TV-Journalistin Ilze Nagla beschlagnahmt und hatte so ihren Informanten enttarnt. Nagla hatte sich damals mit einer Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gewandt. (APA, 5.6. 2014)