Subpop ist bekannt, weil dort ursprünglich einmal der Nirvana-Mann, der später mit der vom Lifeball bekannten Courtney Love verheiratet war, den Grungerock erfand. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Ein Revival würde sich anbieten. Leid, Verzweiflung und Selbstmitleid zu verzerrten Gitarren haben immer Saison. Später machte man bei Subpop jahrelang mit Folk und Folkrock Meter. Das muss aber niemanden interessieren. In letzter Zeit fiel das Label aus Seattle vor allem mit dem Act Shabazz Palaces auf. Das war zeitgenössischer HipHop, der von dieser Seite völlig unerwartet kam. Und er klang auch noch gut, weil er experimenteller als all der Blingbling, das Ratatatat und Rhythm'n' Gebluese der Kollegenschaft angelegt war.
Mit Clipping., der Band aus Los Angeles mit dem Punkt hinter dem Namen, damit man sie nicht mit Zeitungsausschnitten oder einer Verzerrung verwechselt, die entsteht, wenn man einen Verstärker überlastet, ist jetzt ein weiterer HipHop-Act auf Subpop zu finden, der sich nicht um gängige Moden schert. Harte, schroffe Beats, zusätzlich aufgeladen durch Industrial-Lärm, elektronische Störfrequenzen und akustische Programmfehler aus dem Laptop. Lärm ist etwas wunderschönes. Dazu lässt Rapper Daveed Diggs zur Musik seiner Kollegen Jonathan Snipes und William Hudson die turbofrisierte Lyrik eher im Zeichen der Spoken Poetry denn als gängigen HipHop ab. Das ist drastische Kunst, mit großer Dringlichkeit vorgetragen. (schach, Rondo, DER STANDARD, 6.6.2014)