Donezk - Am Rande der ostukrainischen Rebellenhochburg Donezk hat es in der Nacht auf  Donnerstag erneut Schusswechsel gegeben. Laut Einwohnern des Vororts Schiroki waren Schüsse zu hören, teilte die Stadtverwaltung mit. Ansonsten war die Lage in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Industriestadt weitgehend ruhig.

Die Straßen, an denen die Rebellen zahlreiche Kontrollposten errichtet haben, waren praktisch menschenleer. Donezk wird wie mehrere andere von den Separatisten kontrollierte Städte seit Wochen von der Armee belagert.

Diese hatte am Dienstag ihren Einsatz gegen die Separatisten verschärft. Laut der Regierung in Kiew wurden bei Kämpfen um Slawjansk binnen 24 Stunden 300 prorussische Milizionäre und zwei ukrainische Soldaten getötet, die Rebellen selbst nannten die Zahl "maßlos überzogen".

Hunderttausende Menschen ohne Wasser

Außerdem wurde nach Angaben des ukrainischen Zivilschutzes eine wichtige Wasserleitung beschädigt, weshalb hunderttausende Menschen ohne Wasser seien. Betroffen seien unter anderem Slawjansk und Kramatorsk mit jeweils mehr als 100.000 Einwohnern. Tausende Menschen versuchten demnach die Städte zu verlassen. Im ukrainischen Fernsehen waren lange Warteschlangen auf Bahnhöfen vor Fahrkartenschaltern zu sehen.

Russland beklagt seit Tagen, dass die Region sich zu einem humanitären Krisengebiet entwickle, und fordert die Schaffung eines Hilfskorridors, um Einwohnern in Not zu helfen. Rund 4.000 Menschen hätten inzwischen in Russland einen Flüchtlingsstatus beantragt, sagte Regierungschef Dmitri Medwedew. "Das ist eine nie dagewesene Situation", sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Die Armee teilte am Mittwochabend mit, ein Munitionslager der Rebellen zerstört zu haben. Das Innenministerium kündigte am Donnerstag die Entsendung eines dritten Bataillons der aus Freiwilligen gebildeten Nationalgarde zur Verstärkung der regulären Truppen an. Die Einheit soll innerhalb von zehn Tagen in dem Konfliktgebiet im Osten der Ukraine eintreffen. (APA, 5.6.2014)