Paris - Auch der bekennende Katar-Befürworter Michel Platini schließt eine Neuvergabe der umstrittenen Fußball-WM 2022 nicht mehr aus. "Falls Korruption bewiesen wird, müssen wir eine neue Abstimmung vornehmen und Strafen aussprechen", sagte der Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im Interview mit der französischen Sporttageszeitung L'Equipe.
In den vergangenen Tagen waren erneute Bestechungsvorwürfe gegen Katar bei der WM-Vergabe vor vier Jahren laut geworden. Platini hatte immer erklärt, er habe bei der Abstimmung 2010 für den Golfstaat votiert. Beschuldigungen, er sei selbst in die Korruptionsaffäre verstrickt, wies der ehemalige Fußball-Weltstar erneut vehement zurück.
"Ich bin nie aufgefordert worden, für sie zu stimmen", betonte Platini: "Im Gegenteil, es gab viele Leute, die mich vor der Wahl treffen wollten. Ich habe diese Treffen alle abgelehnt, um ihre Zeit nicht zu verschwenden." Er sei der Einzige aus der FIFA-Exekutive, der öffentlich gesagt habe, dass er für Katar gestimmt habe. "Ich werde mir in Zukunft überlegen, ob ich als Einziger noch so offen sein kann", sagte er: "Man will mich diskreditieren, aber das ändert nichts an meiner Entschlossenheit."
Geheimes Treffen mit Bin Hammam
Englische Zeitungen hatten zuletzt berichtet, dass Platini (58) unmittelbar vor der WM-Vergabe 2010 ein geheimes Treffen mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Mohammed Bin Hammam abgehalten habe. Bin Hammam soll laut jüngsten Enthüllungen mit Schmiergeldzahlungen in Höhe von 3,7 Millionen Euro dafür gesorgt haben, dass sein Heimatland den Zuschlag für die Endrunde 2022 erhält.
Unterdessen traf sich FIFA-Ermittler Michael Garcia nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP in Katar mit Vertretern des WM-Organisationskomitees 2022. Der Untersuchungsausschuss der Ethikkommission der FIFA will Anfang der kommenden Woche seine Ermittlungen zur Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 abschließen. (sid, 5.6.2014)