Im  geschichtsträchtigen Stadtpalais Liechtenstein - es befindet sich im Besitz der fürstlichen Familie - wurde am vergangenen Samstag angeblich darüber beraten, wie Europa vom Liberalismus und von der "satanischen“ Schwulenlobby gerettet werden könne.

Das vom Zürcher Tagesanzeiger aufgedeckte Treffen hätte, so der Wunsch des Veranstalters, des Oligarchen Konstantin Malofeew, geheim bleiben sollen. Doch dass beispielsweise  Alexander Dugin, ein Antisemit, ein Putin-Ideengeber, ein Chefideologe der sogenannten Eurasischen Bewegung zugleich mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, anwesend war, wirft viele Fragen auf. Fragen, die die FPÖ nicht beantworten will.

Mit dem Verweis, dass es sich um eine private Einladung handelte, werden den Medien seitens der FPÖ keine Informationen gegeben. "Ich habe nächste Woche Geburtstag, wollen Sie darüber auch berichten“, fertigte ein Pressesprecher der Freiheitlichen den STANDARD ab. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl verhöhnte in einer Aussendung die interessierte Öffentlichkeit: "Wir schicken keine Chemtrails über den Himmel. Wo Atlantis liegt, wissen wir auch nicht. Die Vertreterinnen und Vertreter der Medien dürfen ihre Alu-Hüte wieder abnehmen“.

Dass die FPÖ ein Interesse hat, zu den Details des Treffens lieber nichts zu sagen, ist nicht überraschend. Umso irritierender ist, dass weder die Palais Liechtenstein GmbH – sie vermietet im Auftrag der Fürstenfamilie - noch die Botschafterin Liechtensteins in Österreich, Maria-Pia Kothbauer Prinzessin von und zu Liechtenstein, die Zusammenkunft in ihrem Palais kommentieren wollen.

Recherchen im Umfeld des Palais enden in einem Ringelspiel. Auf Anfrage des STANDARD erklärt die Lichtenstein GmbH: Man könne eben nicht im Vorhinein wissen, wer zu einer solchen Veranstaltung kommt. Auch in Zukunft sei es nicht möglich, dies zu überprüfen. Folglich sei es obsolet, darüber nachzudenken, ob der Vermieter dafür verantwortlich, was in seinen Räumlichkeiten passiert. Die Botschafterin, zugleich Familienmitglied der Fürstenfamilie, lässt ausrichten, sie hätte dazu ebenfalls nicht zu sagen. Zuständig sei nämlich die Lichtenstein GmbH.

"Liechtenstein ist eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage. Die Staatsgewalt ist im Fürsten und im Volke verankert“, heißt es auf der Website des Fürstentums. Also hat die Fürstenfamilie eine gesellschaftliche Verantwortung, die nicht an der Staatsgrenze endet. Daher ist der Schluss zulässig, dass sie die Verantwortung dafür trägt, was im Palais geschieht.

Dass im Vorhinein nicht immer abzusehen ist, wozu die vermieteten Räume genutzt werden, ist nachvollziehbar. Aber zumindest im Nachhinein sollte die Fürstenfamilie, auch im eigenen Interesse, in die Offensive gehen und klarmachen, was sie von solchen Veranstaltungen hält. (Katrin Burgstaller, 5. 6. 2014)