Bild nicht mehr verfügbar.

Die Unterschiede zwischen den Vermögen, die am oberen Vermögensrand angesiedelt sind, sind besonders groß.

Foto: ap/Candy Welz

Frauen besitzen weniger Vermögen als Männer. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Arbeiterkammer und der Wirtschaftsuniversität Wien auf Basis von Daten der "Household Finance and Consumption Survey" (HFCS) der Nationalbank. Ein Ergebnis, das angesichts der Lohnschere in Österreich von durchschnittlich 20 Prozent auch Studien-Mitautorin Katharina Mader nicht allzu sehr überraschte: Weibliche Singlehaushalte verfügen im Schnitt über 40 Prozent weniger Nettovermögen als männliche (dieStandard.at berichtete).

Sehr wohl erstaunt hat die Studienautorinnen allerdings, dass in weiblichen Singlehaushalten auch deutlich weniger Vermögen geerbt wird. "Wir haben uns das Erbrechtsgesetz angesehen und kamen zu dem Schluss, dass es eigentlich keine Diskriminierungen anhand des Erbschaftsrechts geben kann", so Mader. Dennoch gebe es offensichtlich in Österreich eine Praxis, die zu diesen Differenzen bei den Erbschaften führt. Eine "vorsichtige These", wie Mader betont, lautet: Es könnte an den Unternehmensbeteiligungen liegen. "Es ist denkbar, dass tendenziell eher an Söhne Unternehmensbeteiligungen vererbt werden."

Faktor Familienarbeit

Das niedrige Einkommen von Frauen ist somit nur ein Erklärungsstrang für die Vermögensdifferenz, erklärt Mader. Und wie wirken sich Kinderbetreuung und Familienarbeit aus, die viele Frauen von der  Lohnarbeit fernhalten? Die Stichproben haben ein frappantes Ergebnis zwischen Frauen gezeigt, die allein leben und wenig oder keine Lohnarbeit haben, und jenen, die in Paarhaushalten leben und daheim bleiben. Die Alleinlebenden haben so gut wie kein Vermögen. "Wenn aber in Paarhaushalten eine Person angibt, zu Hause zu sein – und aus anderen Studien wissen wir, dass das meist Frauen sind –, dann zeigt sich, dass das die Haushalte sind, die im Durchschnitt das höchste Vermögen haben." Unklar bleiben in diesen Haushalten die tatsächlichen Vermögensverhältnisse, was auch der Grund ist, warum für die Untersuchung der Vermögen von Männern und Frauen auf Singlehaushalte fokussiert wurde.

Ob nun in diesen Paarhaushalten mit einer nicht erwerbstätigen Person das Vermögen deshalb hoch ist, weil eine Person kostenlos sämtliche Betreuungsarbeiten oder Hausarbeiten übernimmt, ober ob eine Person daheim bleibt, weil Vermögen da ist – diese Frage kann mit den vorliegenden Daten nicht beantwortet werden.

Weniger Schulden

Die Unterschiede zwischen den Vermögen, die am oberen Vermögensrand angesiedelt sind, sind besonders groß. "Die obersten fünf Prozent der männlichen Singlehaushalte besitzen im Durchschnitt doppelt so viel wie die weiblichen", sagt Mader. Auch am unteren Rand sind die Vermögensunterschiede zwischen Männern und Frauen größer als in der Mittelschicht. Und auch die Verschuldung weist deutliche Geschlechterunterschiede auf: Am unteren Vermögensrand wurde bei Frauen eine Verschuldung von 19.000 Euro erhoben, bei Männern liegt sie bei 49.000 Euro.

Vermögen durch Arbeit

Die AK fordert für einen Ausgleich der Vermögensdifferenzen einmal mehr vermögensbezogene Steuern und Erbschaftssteuern. Und der Faktor Arbeit? Obwohl nicht nur Arbeit Vermögen schafft, sieht Katharina Mader in einer höheren Frauenerwerbstätigkeit durchaus eine Chance auf eine gerechtere Vermögensverteilung zwischen Männern und Frauen: "Bei Frauen wächst mit steigendem Einkommen auch das Vermögen, im Gegensatz zu den Männern." Bei ihnen gibt es keinen linearen Anstieg des Vermögens durch steigende Einkommen, was laut Mader an geschlechterspezifischen Unterschieden beim Anlegeverhalten oder an der Risikobereitschaft liegen könnte. (beaha, dieStandard.at, 5.6.2014)