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Frantisek Plánicka (re.) gab Goalie Giampiero Combi vor dem Finale ordnungsgemäß die Hand. Es blieb die einzig faire Geste, denn es pfiff ja Schwedens Ivan Eklind.

Foto: Archiv

Vor 80 Jahren rief die Fifa zu ihrem zweiten Weltturnier. Zum ersten in der Alten Welt, die gerade anfing, sich in ihr zweites Knie zu schießen. Und Italien, der Gastgeber, war diesbezüglich besonders eifrig mit seinem antikisierenden Duce, dessen Rückgriff auf die "fasces", die die Amtsgewalt symbolisierenden Rutenbündel der römischen Liktoren, dem europäischen Untergang den Namen gaben: Fascismus, wie man damals schrieb.

Ballesterisch schienen die Favoriten klar: die starken Mitteleuropäer, zu denen auch die Gastgeber zählten. Die Tschechoslowaken und Ungarn galten als aussichtsreich, die Österreicher als Bank. Nur Teamchef Hugo Meisl, der Verbandskapitän, warnte. Die heimische Meisterschaft dauerte lange, die Qualifikation für den Mitropacup Mitte Mai ging vor. Hans Horvath vom FC Wien, der um den vierten Mitropacupplatz ritterte, musste überhaupt nachreisen nach Turin.

Mussolinis Schiedsrichter

Womit allerdings auch Hugo Meisl - der schon vor dem Krieg ein Regelhandbuch für Referees verfasst hatte - nicht rechnen konnte, war das Schiedsrichterunwesen. Übereinstimmend berichten die Geschichtsschreiber - munkelnd von Mussolini'scher Großzügigkeit - von der erbärmlichst gepfiffenen WM aller Zeiten.

Zwei Schiris taten sich besonders hervor. Der Schweizer René Mercet, der das Viertelfinalspiel zwischen Italien und Spanien leitete, das trotz Verlängerung 1:1 endete und deshalb - Elferschießen gibt es erst seit 1982 - wiederholt wurde. Ließ Mercet die Italiener schon im ersten Spiel treten, was das Zeug hielt (Spaniens "Hexer" im Tor, Ricardo Zamora, konnte zum zweiten Spiel nicht antreten), so kannte die einseitige Nachsicht des Schweizers tags darauf keine Grenzen. Italien siegte 1:0.

Leidtragende Österreicher

Zum Leidwesen Österreichs. Da pfiff das zweite schwarze Schaf, der Schwede Ivan Eklind. Der köpfelte nicht bloß eine Flanke auf Karl Zischek höchstpersönlich aus dem italienischen Strafraum, er wollte auch nicht sehen, dass Goalie Peter Platzer mit dem schon gehaltenen Ball von mehreren Italienern über die Linie zum Siegestor gerempelt wurde.

Der Gastgeber traf also auf die Tschechoslowakei, und auch im Finale - geleitet von ihm - spielten sich Unerhörtheiten ab. Besonders hervorgetan hat sich der nostrifizierte Argentinier Luis Monti. Dennoch brauchten sie die Verlängerung zum 2:1. Der Kickerresümierte: "Was sich auf dem Rasen abspielte, hatte mit Fußball gar nichts zu tun. Monti und einige andere Italiener gehören einfach nicht auf Spielfelder." Teamchef Vittorio Pozzo las es und verteidigte vier Jahre später in Paris den Titel. Mercet pfiff nach der WM kein Spiel mehr, Eklind schon - noch in Brasilien 1950.

Österreich wurde 1934 Vierter. Im Spiel um Platz drei unterlagen die Erben des Wunderteams - die noch kiefelten am Bürgerkrieg im Februar - Deutschland 2:3. (DER STANDARD, 6.6.2014)