Nach jahrelangen erfolglosen Bemühungen steht die Deutsche Telekom offenbar vor dem milliardenschweren Verkauf der US-Mobilfunktochter. Branchenkreisen zufolge hat sich der Bonner Konzern mit dem Rivalen Sprint auf einen Preis von 32 Mrd. Dollar (23,5 Mrd. Euro) für T-Mobile US verständigt.

Wie ein Informant der Nachrichtenagentur Reuters sagte, ist Sprint bereit, rund 40 Dollar je Aktie zu zahlen. Das läge 17 Prozent über dem Schlusskurs der T-Mobile-US-Aktie von Mittwoch. Die Telekom werde nach jetzigem Stand der Verhandlungen 15 bis 20 Prozent an dem fusionierten Unternehmen halten. Eine endgültige Einigung steht noch aus. Auch die Kartellwächter können noch ihr Veto einlegen. Sprint ist in Amerika der drittgrößte Mobilfunkanbieter, T-Mobile US rangiert auf dem vierten Rang.

Details

Wieviel Geld Sprint genau auf den Tisch legt, hängt von vielen Details ab, die noch geklärt werden müssen, wie die mit der Angelegenheit vertraute Person sagte. Medienberichten zufolge könnte der Deal nächsten Monat unter Dach und Fach sein. Sprint strebe an, die Hälfte des Kaufpreises in bar und den Rest in eigenen Aktien zu zahlen. Die Telekom und Sprint wollten sich dazu nicht äußern. Der Bonner Konzern hält gut zwei Drittel an der US-Tochter - der Anteil wäre auf Basis des Angebots insgesamt 21 Mrd. Dollar schwer.

Die Telekom-Aktien legten an der Frankfurter Börse 1,4 Prozent zu. T-Mobile US war jahrelang das Sorgenkind der Telekom. Erst nach Milliardeninvestitionen in den Netzausbau und neue Handys kam 2013 die Wende: Seither wachsen die Kundenzahlen wieder.

Über die Fusion von T-Mobile US mit Sprint wird seit sechs Monaten spekuliert. Allerdings haben die beiden Firmen mit ihren Planspielen mächtige Widersacher auf den Plan gerufen. Die US-Kartellwächter haben bereits durchblicken lassen, dass sie ein Zusammengehen skeptisch sehen, da sie steigende Mobilfunkpreise befürchten. Sprint hingegen argumentiert, dass nur durch die Kombination der beiden Anbieter das Duopol von Verizon und AT&T gebrochen werden kann. Die beiden Marktführer schöpfen zusammen 90 Prozent der Branchen-Gewinne ab.

Niedrigere Mobilfunkpreise

Um die Kartellwächter unter Druck zu setzen, legt sich auch ein Milliardär ins Zeug. Der Japaner Masayoshi Son, der über seinen Mobilfunkkonzern Softbank die Mehrheit an Sprint hält, tingelt seit dem Frühjahr durch US-Talkshows und verspricht im Fall eines Erfolgs deutlich niedrigere Mobilfunkpreise. Sein zweites Argument: Die US-Mobilfunker rangieren in Sachen Daten-Geschwindigkeit weltweit lediglich auf Rang 15: "Könnt ihr stolz darauf sein, nur ein wenig besser als die Philippinen zu sein?" Son ist dafür bekannt, nicht schnell aufzugeben. In Japan etwa setzte er vor Jahren seinen Willen in einer Ministeriumsanhörung durch, in dem er drohte, sich selbst zu verbrennen.

Nach Ansicht der Telekom-Analysten der Bank JPMorgan liegt die Chance der Telekom auf grünes Licht für den Deal durch die Wettbewerbshüter bei bestenfalls 50 Prozent. Die beiden zuständigen Stellen, die Telefon-Regulierungsbehörde FCC und das Justizministerium, dürften sich weiter gegen die Fusion stemmen. Die beiden Firmen könnten ein Veto des Justizministeriums vor Gericht anfechten. Geht dies durch, könnte die FCC dem Vorhaben unter Auflagen, wie der Abgabe von Funkspektrum, zustimmen.

Der Telekom-Spitze in Bonn sind die Besonderheiten des US-Kartellrechts in schlechter Erinnerung. Vor drei Jahren sollte T-Mobile US bereits für 39 Mrd. Dollar an AT&T gehen - allerdings legte das Justizministerium sein Veto ein und schrieb vor, dass es mindestens vier landesweite Mobilfunkanbieter in den Vereinigten Staaten geben müsse. Bis heute hat sich die Vorgabe - zumindest offiziell - nicht geändert. (APA, 5.6.2014)