Lauschiger geht kaum: der Innenhof des Steinfeldhofs. Der Heurige ist Gerald Jeitlers neue kulinarische Heimat, und das ist gut so.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Eine üppige Portion Kalbsgulasch mit Nockerln.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Es ist schon ein paar Jahre her, deshalb empfiehlt sich ein Rückblick für die Nachgeborenen: Gerald Jeitler, Autodidakt der großen Küche, machte irgendwann Mitte der 1990er-Jahre aus seinem Wirtshaus im Winzdorf Oberschlatten, Gemeinde Bromberg, Bucklige Welt, eine echte Sehnsuchtsadresse. Jeitler kochte mit abenteuerlicher Sensibilität, liebte den Umgang mit Flusskrebsen ebenso wie den mit Trüffeln und Gansleber - und konnte nicht anders, als solch luxuriöse Zutaten auch großzügig einzusetzen. In Kombination mit der extra-entrischen Lage wuchs sich das vor sieben, acht Jahren zum Finanzproblem aus, das Gasthaus wurde aufgegeben, und Jeitler verdingte sich als Hotelkoch in einem burgenländischen Wellnessressort.

Dass eine Geschichte, die so wunderbar begonnen hatte, nicht derart trostlos enden darf, war Jeitlers Fans natürlich klar - nur der Meister selbst schien stets abzuwinken. Umso tröstlicher, dass der große Koch seit Ende Mai wieder am eigenen Herd steht. Der Steinfeldhof in Weikersdorf, unweit Wiener Neustadt gelegen, ist ein uralter Lesehof, beim Eingang ist die Jahreszahl 1146 zu lesen. Gemeinsam mit Sohn Michael, der in Oberschlatten noch als Bub durch die Küche wuselte, hat Gerald Jeitler den Heurigen samt extralauschigem Hofgarten übernommen.

Das Konzept heißt "einfach Jeitler", mit Betonung auf "einfach", wie Jeitler hinzufügt. Beim ersten Blick in die ziemlich umfangreiche Speisekarte sieht es auch fast danach aus, da stehen nämlich auch überbackene Heurigenbrote drauf, oder ein sogenanntes Bratlcarpaccio. Was aber nichts daran ändert, dass der neue Jeitler eines der erfreulichsten Lokale seit langem ist. Die Art, wie Jeitler sen. und jun. sich zu vermeintlich bescheidenen Gerichten des heimischen Rezeptkanons hinunterbeugen, gereicht nämlich zu durchaus ebenbürtigen Hurra-Erlebnissen, wie man sie aus Oberschlatten erinnert.

Butterschmalziger Knusper

Selbstgemachte Blunze etwa, dick aufgeschnitten mit Kren und Zwiebelsenf, so beherzt wie ausgewogen gewürzt, kann nach langem wieder einmal als Hinweis gelten, dass die Wurst aus Blut vielleicht die tollste von überhaupt ist. Kalbsgulasch mit Nockerln (sind, siehe Bild, eher Spätzle) kommt als prächtiger, blattlvoller Teller, sehr gut. Kalbsbeuschel, wie es sich beim Wirten gehört, leicht eingebrannt, mit mollig dichtem Saftl und flaumigem Brezen-Serviettenknödel, mag in seiner kümmeligen Köstlichkeit an heißen Tagen fast zu viel des Guten sein - vor allem, wenn man danach schon auf die gebackenen Schmankerln vom Kalb spitzt: Im Butterschmalzpfandl hergeknusperten Kalbskopf nämlich, dazu eine nicht zu dünne Scheibe Leber und dicke Nuggets vom Bries, die mit unheimlich eiiger Schnittlauchsauce zu Tisch kommen - grandios ist gar kein Ausdruck.

Dazu gibt es eine Weinkarte, die neben dem Hauswein allerhand Gutes aus Carnuntum und der Thermenregion bietet, aber auch aus dem Burgenland. In diesem Sinne: Nix wie hin. Reservierung ist bereits dringend angezeigt. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 13.6.2014)