Washington/Wien - Die Weltbank hat in einer aktuellen Studie die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum leicht gesenkt. Die Weltwirtschaft werde nur um 2,8 Prozent wachsen, im Jänner waren die Washingtoner Ökonomen noch von 3,2 Prozent ausgegangen. Positive Impulse kommen zusehends von den Industrienationen, hingegen verzeichnen die Schwellenländer ein "enttäuschendes" Wachstum.

Drei Prozent Weltwirtschaftswachstum wird es wohl erst 2015 wieder geben. "Die Wachstumsraten in den Schwellenländern sind deutlich zu niedrig, um genug Jobs zu schaffen, die nötig sind, um das Leben der ärmsten 40 Prozent zu verbessern", warnte der Präsident der Weltbankgruppe, Jim Yong Kim, angesichts der neuen Wachstumsprognose. Länder müssten mehr in Infrastruktur investieren, ansonsten könnten die Ziele zur weltweiten Armutsreduktion mithilfe von mehr Wirtschaftswachstum deutlich verfehlt werden.

Denn gerade Länder in Asien und Lateinamerika seien mit ihrer Politik, Konsum und Investitionen mit neuen Krediten anzuheizen, an gewisse Grenzen gestoßen, warnt die Weltbank. In Asien müssen etwa Länder wie Indonesien oder China auf die Kreditbremse steigen.

Zum dritten Mal langsamer

Tatsächlich werden die Schwellenländer insgesamt zum dritten Mal in Folge langsamer als fünf Prozent pro Jahr wachsen. Für diese Volkswirtschaften, in denen nach wie vor die Einkommen gering sind, verzögert das den Aufholprozess gegenüber den etablierten Industrienationen. Zuletzt haben etwa Bemühungen der chinesischen Regierung, das Wachstumsmodell auf neue Beine zu stellen, die Dynamik in Asien etwas gedämpft. Dazu kommen noch politische Turbulenzen wie in Thailand oder Brasilien. All das führt zum Comeback der Industrienationen, die 2015 wieder die Hälfte zum globalen Wachstum beitragen werden.

Zudem rechnet die Weltbank, dass der russisch-ukrainische Konflikt 2014 auf die Wirtschaftsdynamik drücken wird. Die Region Osteuropa und Zentralasien dürfte weniger als zwei Prozent wachsen und erst 2015 wieder knapp an die Dreiprozentmarke herankommen.

Bis dato hat die Krise zwischen Russland und der Ukraine hingegen für die Industrienationen kaum einen Einfluss gehabt und das Wachstum dort nur um 0,1 Prozentpunkte eingetrübt, schätzt die Weltbank. Gerade im Euroraum könnten die jüngsten Maßnahmen der Europäischen Zentralbank eine weitere Entspannung liefern. Tatsächlich erwartet die Weltbank von dem Maßnahmenpaket aus mehr Liquidität und Strafzinsen für Geld hortende Geschäftsbanken deutlich positive Effekte. "Die geldpolitische Lockerung der EZB wird wohl das Wachstum unterstützen und für Inflation sorgen", schreiben die Weltbankökonomen.

Verletzliche Nationen

Dabei warnt die Weltbank, dass die lockere Geldpolitik in der Eurozone und den USA notwendige Anpassungen hinauszögern könnte. Denn eine Reihe von Schwellenländern sind noch von ausländischem Kapital abhängig.

"Die Anpassungen sind noch nicht abgeschlossen und die Wirtschaften bleiben verletzlich", warnen die Ökonomen. Dazu zählen etwa Volkswirtschaften wie die Türkei mit einer hohen, kurzfristigen Außenverschuldung. Wenn die Geldpolitik in den USA oder Europa daher wieder straffer wird, könnte das gerade einige Entwicklungsländer treffen. (sulu, DER STANDARD, 11.6.2014)