Laut Meldung des STANDARD beklagt der Dachverband der Schwedischen Bestatter, dass sich die Anzahl der Gäste bei Beerdigungen in den vergangenen 25 Jahren halbiert hat. Immer weniger Trauernde erweisen den Verstorbenen die letzte Ehre. Eine bedenkliche Entwicklung, die auch vor Österreich nicht haltzumachen scheint, wie ich gemeinsam mit meinen "Staatskünstler"-Kollegen Maurer und Palfrader am EU-Wahlsonntag bei unserem Kondolenzbesuch in der BZÖ-Parteizentrale feststellen musste. Keine zehn Personen hatten sich dort nach dem Wahldesaster versammelt, darunter ein verwirrt herumpöbelnder Silesia-Burschenschaftler sowie Parteiobmann Gerald Grosz. Letzterer war von überdrehter Mitteilsamkeit - in erfreulichem Gegensatz zu den zuvor besuchten Wahlverlierern Eugen Freund, der allen Ernstes davonlief, und Ewald Stadler, der sich vor uns in einer Pizzeria versteckte - und erklärte geradezu rührend trotzig: "Wir machen weiter!" Auf unsere Frage: "Aber warum?" antwortete Grosz: "Wegen der Hetz."

Das klingt zunächst nachvollziehbar, zumal das BZÖ stets für seinen eigenwilligen Humor bekannt war. Exemplarisch sei hier auf die Inseratenkampagne "Die Unbestechlichen" verwiesen, in die man die Köpfe von Herbert Scheibner und Peter Westenthaler noch extra hineinkopiert hat, was so wirkt, als würden Erwin Pröll und Wladimir Putin als "Die Selbstkritischen" werben. Auch die Nominierung der Spitzenkandidatin Angelika Werthmann, deren einzige von der Öffentlichkeit wahrgenommene Qualifikation in ihrer optischen Ähnlichkeit zur Salzburger Finanz-Artistin Monika Rathgeber bestand, dürfte diesem speziellen Sinn für Komik geschuldet sein, der allerdings von den Wählern immer weniger gewürdigt wird.

Die versprochene "Hetz" scheint für ein Weiterleben also zu wenig zu sein, aber es gibt eine letzte Hoffnung. Ein von der Finanzwirtschaft abgeschauter Trick könnte Rettung bringen: Inspiriert von der "Bad Bank" -Lösung, bei der Geldinstitute ihre im Keller versteckten Leichen in eine "Bad Bank" outsourcen, könnte das BZÖ zur "Bad Party" der FPÖ werden.

Seitens der Freiheitlichen wurde schon mehrfach Interesse an diesem Modell signalisiert. Deren im Zuge der Kärntner Korruptionsermittlungen wegen Untreue und illegaler Parteienfinanzierung vorgebrachte Rechtfertigungen erwecken den Eindruck, dass Blaue, sobald sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, retrospektiv zu Orangen mutieren. Wenn nun das BZÖ pauschal die Verantwortung für alle krummen Geschäfte übernimmt, könnte beispielsweise Herbert Kickl seine Beteiligung an einer von der Staatsanwaltschaft in die Mangel genommenen Werbeagentur damit erklären, dass er damals in Gedanken beim BZÖ gewesen sei. H.-C. Strache hat sich vielleicht zur Zeit seiner Firmengründung mit dem erstinstanzlich zu drei Jahren Haft verurteilten Gernot Rumpold aufgrund von Haiders Sprunghaftigkeit irrtümlich für den Vizeobmann des BZÖ gehalten. Und wenn das vermeintlich zukunftslose Zukunftsbündnis, zur Bad Party gewandelt, auch noch alle Telekom-Schmiergelder auf seine Kappe nimmt, würde die Dankbarkeit der ÖVP wohl endgültig ein Leben nach dem Tod sichern. (Florian Scheuba, DER STANDARD, 12.6.2014)