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Rettungseinsatz für Höhlenforscher.

Foto: APA/Bayerisches Rotes Kreuz

Berchtesgaden - Mehrere Tage nach dem Unglück in der Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden hat der österreichische Höhlenrettungsarzt den schwer verletzten Höhlenforscher erreicht. "Der österreichische Arzt und die Italiener haben den Patienten erreicht", hieß es in der Nachricht, den die Helfer über das installierte Funksystem vom Unglücksort in 1.000 Metern Tiefe an die Rettungskräfte draußen absetzten.

Ob auch der italienische Arzt schon beim Verunglückten ist, sei unklar, sagte der stellvertretende Chef der Bergwacht Bayern, Stefan Schneider, am Mittwochabend. Der Arzt muss nach der medizinischen Versorgung entscheiden, ob der Patient transportfähig ist, und wie er nach oben gebracht werden soll. Neue Nachrichten werde es erst am Donnerstagmorgen geben, sagte Schneider.

Wichtig Pausen zu machen

Der österreichischer Arzt hatte gegen Mittwochmittag im Biwak 3 auf halber Strecke eine Pause eingelegt. "Die Höhle ist extrem schwierig. Deshalb ist es wichtig, an Biwaks Pausen zu machen", sagte der Bergwachtsprecher. "Man darf sich nicht verausgaben, sonst steigt das Risiko, dass man sich selbst verletzt. Da ist keinem geholfen."

Der Mediziner war am Dienstag aufgebrochen und gut einen Tag über senkrechte Wände und enge Schächte unterwegs, ehe er den 52-Jährigen erreichte. Der Verunglückte, der seit Jahren in der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands forscht, hatte bei einem Steinschlag am frühen Sonntagmorgen ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.

Das Schlimmste überstanden

"Es ist so, dass so ein Patient seit mehr als drei Tagen auf der Intensivstation liegen würde", sagte der Frankfurter Neurochirurg Michael Petermeyer in Berchtesgaden. Er habe aber wahrscheinlich das Schlimmste überstanden. "Die Schwelle der maximalen Gefährdung ist überschritten, aber er ist noch nicht über den Berg", sagte Petermeyer. "Was jetzt mehr oder minder schicksalhaft und nicht vorhersehbar ist, sind Blutungen." Der höhlenerfahrene Mediziner ist angereist, um die Einsatzleitung zu verstärken und bei Bedarf selbst in die Höhle zu gehen.

Petermeyer berät die Retter und ist in Kontakt mit seinen beiden Kollegen unter der Erde, dem Arzt aus Österreich und einem aus Italien. Sobald beide oder einer von ihnen den Patienten erreicht habe, könne die Therapie beginnen - und möglicherweise auch schnell mit der tatsächlichen Rettung begonnen werden. Man müsse abwägen zwischen einer zusätzlichen Gefährdung des Patienten und einem weiteren Abwarten in der Tiefe bei etwa vier Grad, wo es zudem keine intensivmedizinische Betreuung gebe. Sein Zustand ist stabil. Der Höhlenforscher soll ansprechbar sein und mit Hilfe stehen können.

Rettern den Weg erleichtern

Inzwischen haben andere Helfer die Route zum Unglücksort gesichert. Unter anderem wurden an schwierigen Stellen Metallstifte in die glitschigen Felswände gebohrt. Zusätzliche Seile sollen den Rettern den Weg erleichtern. Teils wurden Seile ausgetauscht, weil sie verschlissen waren.

Die Höhle sei extrem schwierig, sagte der Bergwachtler Schneider. "Für mich ist das die absolute Ausnahme, wenn da einer runterkommt." Westhauser, der zu den extremsten Höhlenforschern Deutschlands zählt, hatte die Höhle mitentdeckt und erforscht sie mit seinen Kollegen seit Jahren.

Verletzter sollte mithelfen

Für den Aufstieg wäre es hilfreich, wenn der Verletzte mithelfen könnte - etwa an Engstellen. Der Höhlenretter und Einsatzleiter Nils Bräunig sagte am Mittwoch, er sei zuversichtlich, den Verletzten mit einer Trage auch an engen Stellen vorbei zu bringen.

Sehr aufmerksam beobachten die Helfer den Wetterbericht. Unter anderem soll es Wärmegewitter geben. Starker Regen kann auch in Höhlen die Schluchten und Canyons gefährlich mit Wasser anschwellen lassen. Durch "geschickte Planung" sei hier inzwischen Vorsorge getroffen worden, sagte Schneider. "Wir haben die Leute aus dem wassergefährten Bereich abgezogen." (APA, 11.6.2014)