Wien - Naturschutz ist in Österreich Ländersache, und das merkt man auch: neun verschiedene Naturschutzgesetze, neun verschiedene Vorstellungen, wie mit dem knappen Gut Boden umgegangen werden soll. Flora und Fauna leiden darunter, wie dem jüngsten, vom Umweltbundesamt kürzlich publizierten Bericht zum Zustand der Natur in Österreich entnommen werden kann. Grundtenor des Berichts, der den Zeitraum 2007 bis 2012 umfasst: Rund 80 Prozent der heimischen Pflanzen- und Tierwelt befinden sich in einem vorwiegend "ungünstigen Erhaltungszustand".

Zehn Lebensraumtypen haben sich seit dem vor sechs Jahren publizierten Bericht verschlechtert - sechs in der alpinen, vier in der kontinentalen Region. Hingegen hat sich kein einziger Lebensraumtyp im Beobachtungszeitraum wirklich verbessert.

Typische Ufervegetation auf dem Rückzug

In der alpinen Region, die den Westen Österreichs umfasst und bis Wien reicht, ist es beispielsweise um Gletscher, Pfeifengraswiesen und Kastanienwälder schlechter bestellt als im Zeitraum 2001 bis 2006.

In der kontinentalen Region mit großen Teilen Ober- und Niederösterreichs, der Südsteiermark und Burgenland seien etwa die artenreichen Borstgrasrasen sowie Flüsse mit Grauweiden als typischer Ufervegetation auf dem Rückzug. Änderungen des Abwasserregimes gefährdeten die Moore. Diese würden sukzessive austrocknen.

Bündel von Ursachen

"Es gibt nicht eine Ursache für die Verschlechterungen, sondern ein ganzes Bündel", sagte Mathilde Stallegger vom Umweltdachverband dem Standard. "Die Intensivierung der Landwirtschaft ist aber sicher einer der wichtigsten." Dazu kämen noch die Aufgabe der extensiven Flächennutzung in Berggebieten, die Zunahme der Flächenversiegelung sowie die Flussregulierungen.

Bei den Fischen beispielsweise sei der Erhaltungszustand speziell bei Huchen, Neunauge und Rotauge bedenklich. Ziesel und Luchs gehe es auch schlechter. Gemessen wurde das anhand mehrerer Parameter wie Population und Größe des vorhandenen Habitats.

Stallegger plädiert für eine Vereinheitlichung der Naturschutzgesetzgebung in Österreich. Nur so sei auf Sicht eine Verbesserung der Situation zu erwarten. Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat zuletzt seine Bereitschaft erklärt, für mehr Bundeskompetenzen auf diesem Gebiet einzutreten. Die Zeit drängt, der nächste Bericht ist schon 2018 fällig. (Günther Strobl, DER STANDARD, 12.6.2014)