Lügen wir uns nichts vor: Wohlstand fußt auf Ausbeutung. Dass wir uns in diesem Teil der Welt das ganze Jahr über frische Erdbeeren, billige Kleidung oder kiloweise Schrimps leisten können, ist nur möglich, weil jemand anderer den wahren Preis dafür bezahlt.

Nicht einmal CP Foods selbst, ein Nahrungsmittelkonzern mit 33 Milliarden Dollar Jahresumsatz, ist überrascht von den Berichten über Zwangsarbeit und haarsträubende Foltermethoden in seiner Zuliefererkette. Die "issues" waren bekannt, nur das Ausmaß nicht, beschwichtigt der Vorstand. CP Foods wird genauso ungeschoren davonkommen wie die profitablen Textilriesen, die nicht für die Bedingungen ihrer Näherinnen verantwortlich sind.

Dass Fischerei in Thailand von Zwangsarbeit profitiert, hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schon 2011 angeprangert. Leider verhallen die Appelle der NGOs meist ungehört. Sklaverei ist in jedem Land der Welt verboten, und trotzdem sind es geschätzte 21 Millionen Männer, Frauen und Kinder, die zur Arbeit gezwungen werden. Die angelogen, geschlagen und vergewaltigt werden. Die keinen Lohn bekommen oder um ihr Leben fürchten.

Asien ist zwar (noch) der einträchtigste Umschlagplatz für die Ware Mensch, doch die Industrienationen holen auf. Ausbeutung - ob wissentlich oder "blind", ob in internationalen Gewässern oder auf europäischen Baustellen - ist ein Geschäftsmodell mit Milliardengewinnen. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 13.6.2014)