Peking - Ein halbes Jahr nach einem tödlichen Zwischenfall am Tiananmen-Platz in Peking hat der Prozess gegen mutmaßliche Beteiligte begonnen. Beim Obersten Gerichtshof der Uiguren-Provinz Xinjiang war am Freitag von einem "ernsten terroristischen Vorfall" die Rede. Die Anhörungen in dem Verfahren hätten begonnen, erklärte der Gerichtshof. Wie viele Angeklagte vor Gericht stehen, wurde nicht erwähnt.
Es hieß jedoch, in Zusammenhang mit dem Vorfall seien "fünf Komplizen" festgenommen worden. Ende Oktober vergangenen Jahres war ein mit Benzinkanistern beladener Geländewagen in eine Menschenmenge am Tiananmen-Platz gerast und in Flammen aufgegangen. Die drei Fahrzeuginsassen und zwei Touristen wurden getötet, 40 Passanten wurden verletzt. Die chinesischen Behörden machten uigurische Islamisten aus Xinjiang für die Tat verantwortlich.
Muslimische Mehrheit
In der Provinz Xinjiang leben mehrheitlich Muslime. Die Provinz gilt neben Tibet als der größte Krisenherd des Vielvölkerstaats China. Seit dem Beginn der chinesischen Herrschaft im 19. Jahrhundert begehrten die muslimischen Uiguren immer wieder gegen Peking auf. Die Minderheit sieht sich kulturell, sozial und wirtschaftlich benachteiligt und durch die systematische Ansiedlung von ethnischen Han-Chinesen zunehmend an den Rand gedrängt.
Bei zwei Anschlägen in der Provinzhauptstadt Urumqi wurden im April und Mai insgesamt mehr als 30 Menschen getötet. Im März töteten mit Messern bewaffnete Männer im Bahnhof von Kunming im Südwesten Chinas mindestens 29 Menschen. Mehr als 130 Personen wurden verletzt. Peking macht für die Anschlagsserie uigurische Separatisten verantwortlich. (APA, 13.6.2014)