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Snowden sichert seinen finanziellen Unterhalt unter anderem mit Auftritten bei verschiedenen Veranstaltung per Video-Livestream.

Foto: AP

Als Edward Snowden 2013 die weltweiten Spionagetätigkeiten der NSA offen legte und sich selbst als Quelle zu erkennen gab, wurde der "Situation Room" des Weißen Hauses zu einem fast täglich besuchten Ort. Vertreter von FBI, CIA, State Department und anderen Behördern versammelten sich regelmäßig und suchten nach einer Möglichkeit, Zugriff auf den ehemaligen NSA-Mitarbeiter zu erlangen

Snowden hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits via Hongkong nach Russland abgesetzt. Es stand die Frage im Raum, ob der Whistleblower weiterreisen würden und wo ihm letztlich Asyl gewährt werden würde. Man hoffte, dass Snowden ein Fehltritt unterlaufen würde – etwa durch den Überflug oder die Landung in einem befreundeten Drittstaat.

Flugzeug-Durchsuchung in Wien

Aus diesem Grunde kam es auch zu einer Durchsuchung des Fliegers von Boliviens Präsidenten Evo Morales. Offiziell, wurde zuerst verlautbart, handelte es sich bei der Landung in Wien am 2. Juli um einen Zwischenstopp zum Auftanken. Weil Morales sich schon zuvor positiv zu Snowden und einem möglichen Asyl in seinem Land geäußert hatte, wurde der Flieger – mit Morales Einwilligung – in Schwechat durchsucht, berichtet die Washington Post.

Jedoch ohne Ergebnis. Behördenvertreter waren ob eines Sucherfolgs schon vorher skeptisch, da der Flieger zwar aus Moskau gekommen war, dort aber nicht vom gleichen Flughafen abgehoben war, an dem Snowden zu diesem Zeitpunkt festsaß. Doch selbst wenn der Gesuchte an Bord gewesen wäre, hätte er nicht ohne Weiteres in Gewahrsam genommen werden können, ohne das Ansehen des Landes als neutraler Staat zu gefährden.

Kritische Phase

US-Behörden versuchten eine Reihe von Plänen umzusetzen, um des Whistleblowers habhaft zu werden. Zur Debatte stand auch ein etwaiger Einsatz von Militärflugzeugen, um Snowdens Fleiger bei einem etwaigen Weiterflug zur Landung zu bringen – was jedoch von Präsident Obama abgelehnt wurde. Ersuchen an den russischen Geheimdienst FSB blieben ergebnislos. Die kritische Phase verstrich ohne einem Erfolg für die US-Behörden, Snowden erhielt schließlich Asyl in Russland.

Rätseln um genauen Aufenthaltsort

Ein Jahr später gibt es von US-Vertretern unterschiedliche Angaben darüber, was man übers Snowdens Leben und Aufenthaltsort in Russland weiß. Laut Staatsanwalt Eric Holder Jr. sei man "genau" darüber im Bilde, wo Snowden derzeit sei. Ein anderer Offizieller wiederum verneinte dies. Ein weiterer gab an, dass das FBI in Moskau ohne Unterstützung des FSB nicht operieren könne.

Auch der bis Februar in Russland tätige Botschafter Michael McFaul ist nicht über Snowdens Wohnort oder etwaige Zusammenarbeit mit der russischen Regierung informiert. In der Vergangenheit war der Aufdecker selbiger verdächtigt worden, nachdem er in einer Fernsehshow an einem Telefoninterview mit Präsident Wladimir Putin teilgenommen hatte.

Keine Unterstützung

Snowdens Anwalt von der American Civil Liberties Union, Ben Wizner, betont, dass der einstige NSA-Mitarbeiter keine finanzielle Unterstützung der russischen Regierung erhalte und auch nicht benötige. Neben eigenen Ersparnissen hat Snowden bislang mehrere zehntausend Dollar durch verschiedene Auszeichnungen und Auftrittshonorare erhalten. Snowden würde sich problemlos selbst finanziell über Wasser halten.

In Russland selbst betreut ihn Anatolij Kucherena, der im Beraterstab des FSB sitzt und enge Verbindungen zu Putin pflegen soll. Er soll Snowden geholfen haben, eine Wohnung in Moskau beziehen zu können.

Abhängigkeit

Dass es keine Beziehungen zwischen Snowden und der russischen Regierung gäbe ist laut Wizner so aufzufassen, dass der NSA-Enthüller nicht mit dem Geheimdienst kooperiere und sein Asylstatus auch nicht einer solchen Bedingung unterliegt. Trotzdem ist sein Wohl abhängig von den politischen Entscheidungsträgern, die ihn wahrscheinlich jederzeit auch des Landes verweisen könnten. (red, derStandard.at, 16.06.2014)