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Das Fahrerlager in Spielberg füllt sich stetig. Ein österreichischer Formel-1-Pilot ist nicht in Sicht.

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Spielberg – Österreich ist ein Formel-1-Land. Das hat der Ansturm auf das Comeback des Grand Prix am Wochenende in Spielberg bewiesen. Einen österreichischen Piloten sucht man in der Königsklasse aber seit Jahren vergeblich. Christian Klien kam 2010 noch zu einigen Einsätzen für den Nachzügler HRT. Davor war Alexander Wurz 2007 bei Williams der bisher letzte heimische Stammfahrer.

Die Gründe sind vielfältig. Einerseits fehlt es in Österreich an Kart-Strecken und entsprechenden Nachwuchsbewerben. Andererseits gibt es weder eine Autoindustrie noch zahlungskräftige Sponsoren, die gezielt heimische Piloten fördern. Einzig Red Bull investiert im großen Stil in den Motorsport. Im hochkarätigen Juniorprogramm des Getränkekonzerns befindet sich aber seit acht Jahren ebenfalls kein Österreicher mehr.

Hohe Hürde

Das hat auch mit verschärften Zugangskriterien zu tun. Einst förderte Red Bull in unteren Klassen weltweit eine Vielzahl junger Piloten, jetzt noch ganze drei. "Der Anspruch ist der, dass der Junge vom Potenzial her geeignet sein muss, Grand-Prix-Sieger zu werden", erklärte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko. "Man kann einen Fahrer in die Formel 1 bringen, aber keinen Siegfahrer herantrainieren."

Der einzige Österreicher, der derzeit in diesem Bereich schnuppert, sei Lucas Auer. Der 19-jährige Tiroler, Neffe des ehemaligen Formel-1-Piloten Gerhard Berger, liegt in der Formel-3-EM auf Rang drei. "Wenn er in Richtung Formel 1 denkt, muss er die Meisterschaft gewinnen", meinte Berger. "Das Thema ist im Moment noch nicht spruchreif, dazu kenne ich das Geschäft zu gut. Am Ende des Jahres kann man mehr sagen."

Berger gilt zwar als Unterstützer des vielleicht größten heimischen Talents, nur mit Kontakten schafft man es 2014 aber nicht mehr in die Königsklasse. "Im Moment helfen ihm nur Resultate weiter", erklärte der zehnfache Grand-Prix-Sieger. "Nur jemanden in die Formel 1 reinzutragen, das bringt nichts. Da geht dir dann schnell die Luft aus." Mit Rene Binder (22) verdingt sich ein weiterer Tiroler derzeit in der GP2, die im Rahmen der F1 auch in Spielberg fährt.

In Deutschland seien Förderung und Betreuung junger Piloten durch den Automobilclub ADAC deutlich professioneller, erinnerte Berger. Dennoch geht er davon aus, dass auch Österreich über kurz oder lang wieder einen F1-Piloten stellen wird. "Wir bewegen viel im Motorsport. Auch mithilfe von Red Bull wird sich irgendwann wieder etwas tun", vermutete Berger. "Solche Leute kommen über Nacht."

Neben Weltmeister Red Bull sind auch beim aktuellen WM-Leader Mercedes österreichische Führungskräfte am Werk. "Es ist schade, dass es in Österreich im Moment niemanden gibt, der an der Tür kratzt", meinte Motorsportchef Toto Wolff. "Es ist wichtig, dass man sich in unteren Klassen mit Renn- und Meisterschaftssiegen empfiehlt. Aus diesem Holz sind die Formel-1-Fahrer der Zukunft geschnitzt."

15 Piloten aus Österreich

Jene der Vergangenheit hatten überdurchschnittlich oft einen rot-weiß-roten Hintergrund. 15 F1-Piloten hat Österreich hervorgebracht, alle neun lebenden sind am Wochenende in Spielberg in alten Boliden zu sehen. Mit Jochen Rindt und Niki Lauda haben es zwei sogar zu WM-Ehren gebracht. "Das ist eine Individualleistung, die von den Fahrern geschaffen wurde", sagte Marko. Heute würden viele Youngsters schon beim Übergang vom Kart ins Rennauto scheitern. (APA, 17.6.2014)