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Kann Amazon wirklich zur Nummer 1 aufsteigen? Rein technisch: Nein.

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Innovative Features wie FireFly sollen ausreichen, um Erfolge zu feiern

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Der Prozessor hinkt der Konkurrenz hinterher - die Performance des Betriebssystems dürfte aber entscheiden.

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Es lag durchaus ein Hauch von Aufregung in der Luft, als Amazon-Chef Jeff Bezos am Mittwoch das erste hauseigene Smartphone namens "Fire“ präsentierte. Es sollte kein herkömmliches Gerät sein, so Bezos, der gern für ähnliche Furore wie einst Apple mit der iPhone-Vorstellung gesorgt hätte. Tatsächlich war zumindest spürbar, wie sehr Amazon Innovationen einführen möchte – das muss der Online-Versandhändler auch, ist sein Mobiltelefon anhand der technischen Spezifikationen doch nur im Mittelfeld einzuordnen.

Display: Betonung auf HD – es geht aber mehr

Ein Blick auf das Display des Fire offenbart, dass Amazons Smartphone nicht meilenweit voran ist – im Gegenteil: Bei einer Auflösung von 720 Pixel und einer Bildschirmgröße von 4,7 Zoll wird laut TheVerge gerade einmal eine Pixeldichte von 315 ppi erreicht. Das schlägt sogar das schon letzten Herbst veröffentlichte iPhone 5s, das 326 ppi aufweist. Von Samsungs Galaxy S5 oder dem HTC One M8 ist da noch gar nicht die Rede – und das iPhone 6 dürfte hier weiter vorlegen.

Design: Nexus 4 trifft iPhone 5

Das Design wird von TheVerge, das bei der Präsentation das Gerät aus nächster Nähe begutachten konnte, als Kreuzung aus Nexus 4 und iPhone 5 beschriebene: Vorne viel Glas, hinten Plastik. Damit ist das Fire haptisch ziemlich gewöhnlich. Von den Verbindungsspezifikation enttäuscht es mit BlueTooth 3.0, dafür dürfte die WiFi-Verbindung top sein. Ein Plus stellen der Kamera-Button und die Sound-Specs dar: Dual-Stereo-Lautsprecher und Dolby Digital Plus Surround Sound dürften nur von HTCs Boomsound geschlagen werden.

Kamera: Aus der Ferne schwierig zu beurteilen

Amazon-Chef Bezos schwärmte viel über die Features des Fire Phones. Am meisten angetan zeigte er sich aber über dessen 13-Megapixel-Kamera, die "einfach nur wow“ sein soll. Tatsächlich sahen die Vergleichsbilder während der Präsentation um einiges besser als die Fotos der Konkurrenzprodukte aus – das ist aber keine Sensation, sonst hätte man diese Bilder ja nicht gezeigt. Wie gut die Kamera wirklich ist, kann erst aufgrund ausführlicher Tests beurteilt werden. Gute Startvorsetzungen weist das Fire Phone am Papier jedenfalls auf.

Leistung: Das Betriebssystem entscheidet

Prinzipiell ist der Prozessor des Fire Phones, ein Quad-Core Snapdragon 800 mit 2.2Ghz, als solide zu bezeichnen. Allerdings verfügen neue Samsung-, Sony-, HTC- und LG-Geräte schon über das Nachfolgemodell, den Snapdragon 801. Das Fire Phone hinkt also bereits hinterher, und wird selbst erst in einem Monat veröffentlicht. Allerdings entscheidet das Betriebssystem, wie sich der Prozessor für den Nutzer "anfühlt“: Läuft das Fire OS, eine Android-Modifikation, wie am Schnürchen, dürfte dem Durchschnittskunden die reine technische Leistung egal sein.

Apps: Prime als Bonus, aber kein Google Play Store

Dadurch, dass es sich beim Fire OS wie gesagt um eine modifizierte Android-Version handelt, ist es für Entwickler nicht allzu kompliziert, ihre Android-Apps für Amazons Smartphone fit zu machen. Allerdings ist hier mit einigen Verzögerungen zu rechnen, so The Verge. Im Gegenzug ist die Mitgliedschaft bei Amazon Prime beim Kauf des Smartphones inkludiert, dessen über 40.000 Filme und Serien sowie eine Million Songs könnten ein Argument darstellen. Aber: Google-eigene Apps wie Gmail, Docs oder Maps fehlen durchaus. Die Apple-Pendants ohnehin.

Haters gonna hate

Ob das wirklich ausreicht, um, so Bezos, "Apple vom Thron zu stoßen“, ist mehr als fraglich. Die Pflicht erfüllt das Amazon-Smartphone im Bereich technische Spezifikationen durchaus, die Kür will man in Punkto Features leisten. Dass Amazon nicht nur über Fans verfügt, ist bekannt. Diese wären aber wohl auch mit besseren Specs nicht zum Kauf eines Amazon-Smartphones zu bewegen. Für (US-)Nutzer, die Amazon Prime schätzen und erhöhten Komfort beim täglichen Einkauf wollen, ist das Smartphone wohl ein Muss. Ob die breite Masse an Menschen zwischen diesen zwei Polen durch die 3D-Features, erleichterte Einkaufshilfen und einige Innovationen wirklich überzeugt werden kann, muss abgewartet werden. Es dürfte aber zumindest etwas Bewegung in den Smartphone-Markt geraten. (fsc, derStandard.at, 26.6.2014)