Steffis Gastfamilie bei der Arbeit: Durch das Austauschprojekt Wwoof bekam die Studentin einiges von der südkoreanischen Landwirtschaft mit.

Foto: privat

Wien/Seoul - Bio war damals noch kein Thema. Steffi wollte nur etwas Außergewöhnliches erleben: Kontakt zu Menschen bekommen, die sie sonst nicht kennenlernen würde. Eine Erfahrung machen, die ihr helfen würde, zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Damals, 2005, kurz nach dem Schulabschluss, hatte die heute 27-Jährige davon nur eine vage Vorstellung. Sie beschloss deshalb, über Wwoof nach Spanien, Südkorea und Japan zu reisen.

Wwoof steht für World Wide Opportunities on Organic Farms und ist ein internationales Netzwerk, das Menschen auf der ganzen Welt ermöglicht, freiwillig und gegen Kost und Logis auf biologischen Bauernhöfen zu helfen und Erfahrungen zu sammeln.

Die erste Wwoof-Organisation wurde 1971 in England gegründet. Heute gibt es weltweit in etwa 100 Ländern eigenständige Gruppen. Zu den beliebtesten Staaten gehören Australien, Neuseeland, Frankreich und die USA, die von jährlich etwa 8000 bis 12.000 Freiwilligen bereist werden. In Österreich, wo es Wwoof seit 1996 gibt, helfen jährlich 800 bis 900 Menschen aus dem In- und Ausland auf den rund 260 Mitgliedshöfen mit.

Außergewöhnlicher Besuch

Südkorea gehört noch zu den weniger frequentierten Ländern. Als Steffi 2005 dorthin reiste, war der Besuch aus dem Ausland so außergewöhnlich, dass ihr von der dortigen Tourismusbehörde Geschenke überreicht wurden.

Wwoof ist ein Netzwerk mit eigenständig agierenden Landesorganisationen - die Regeln und Bestimmungen sowie die Tätigkeiten auf dem Hof können also von Land zu Land und je nach Gastgeber variieren. Im Normalfall entscheidet man sich für einen Staat und meldet sich bei der dortigen Wwoof-Organisation an.

Alles anders in Südkorea

Nach dem Zahlen des Mitgliedsbeitrags bekommt man eine Liste mit Detailinformationen zu den teilnehmenden Höfen. Die Absprache mit den Gastgebern erfolgt dann in Eigenregie. Als Steffi sich für Wwoof in Südkorea anmeldete, lief aber nichts nach Plan. Sie solle sich im Büro vor Ort melden, sobald sie angekommen sei, hieß es damals. Infos zu den Höfen bekam sie vorab nicht. Über ökologische Landwirtschaft habe sie während ihres Aufenthalts ebenfalls wenig gelernt, sagt sie: Die Mitgliedshöfe seien nicht immer bio und manche nicht einmal Höfe.

Eine Gastgeberin war Englischlehrerin, und nahm Steffi als Sprachassistentin in die Schule mit. Bei anderen Gastgebern lernte sie Töpfern oder erlebte, wie ein Fernsehteam die Herstellung von Schuhen aus Reisstroh filmte. Die verschiedenen Menschen kennenzulernen sei jedoch "irrsinnig spannend", die Beziehung zu den Gastgebern fast immer sehr eng und familiär gewesen, schildert die 27-Jährige.

Statt etwas über den biologischen Anbau zu lernen, habe sie also viel über Kultur, Land und Leute erfahren, sagt Steffi. Sie habe gelernt, "allein sein zu können" und ohne Sprache zu kommunizieren. Ihre vagen Vorstellungen aus der Schulzeit nahmen durch diese Erfahrungen Gestalt an: Steffi hat Betriebswirtschaftslehre und Internationale Entwicklung studiert. Sie will etwas Gemeinschaftliches aufbauen, sich mit Menschen und Tieren beschäftigen, Umwelt und Biodiversität sind ihr wichtig: "Als Wwoof-Bäuerin könnte ich all diese Themen vereinen", sagt sie.

Eigene Bio- und Permakultur

Auf dem Bauernhof ihrer Eltern in Oberösterreich will sie daher eine Bio- oder Permakultur-Landwirtschaft errichten, Kurse über Kräuterkunde oder Selbstversorgung anbieten und einen Kindergarten auf dem Bauernhof eröffnen. Davor geht sie selbst wieder "wwoofen". Diesmal bleibt sie aber in Österreich, und bio wird ein wichtiges Thema sein. (Christa Minkin, DER STANDARD, 20.6.2014)