Felipe VI. hat seine erste Chance verspielt. Modern und der Zukunft zugewandt werde dieser als König sein - so versprach es Vater Juan Carlos, als er abdankte, und so versprach es der neue Monarch am Donnerstag bei seiner Antrittsrede. Doch die Krönungszeremonie fiel anders aus. Felipe VI. präsentierte sich, wie einst sein Vater, in Uniform vor dem Parlament. Die Luxuslimousine benutzte bereits Diktator Francisco Franco. Die Bilder der Parade und des Konvois 1975 und 2014 sind sich nur allzu ähnlich.

In der Rede zeigte Felipe nur wenig Mitgefühl für die Krisenopfer. Er sprach von denen, die ihr Leben durch Terrorakte verloren haben, vergaß aber, dass in Spanien bis heute zehntausende Opfer der Franco-Diktatur verschwunden sind. Der neue König scheint ein Legitimitätsproblem zu haben. Die jubelnden Menschenmengen am Straßenrand blieben aus. Um zumindest den Anschein der Beliebtheit zu wahren, wurde die Madrider Innenstadt weiträumig abgesperrt. Die Polizei zwang eine Gewerkschaft, deren Lokal auf dem Weg liegt, ein Transparent für eine Volksabstimmung über Monarchie oder Republik abzuhängen.

Diese Forderung beschäftigt seit dem Abdanken von Juan Carlos viele in Spanien. Die großen Parteien wollen davon nichts wissen. Der neue König habe die Mehrheit hinter sich, verkündeten sie immer wieder. Wäre dies wirklich so klar, dann wäre eine Abstimmung der beste Weg gewesen, Felipe VI. die entsprechende Legitimität zu verschaffen. (Reiner Wandler, DER STANDARD, 20.6.2014)