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Mario Mandzukic mag für den FC Bayern nicht mehr gut genug sein, für das kroatische Team ist er eine Offenbarung, immer mit den Ohren beim Anhang.

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Bad Tatzmannsdorf - Das Südburgenland stand Kopf. So wunderbar sind die Kroaten, die sich hier seit 2008 auf jedes große Turnier vorbereitet haben, eingestellt worden in Bad Tatzmannsdorf, dass sie die doch etwas gottgelenkte 1:3-Niederlage gegen Brasilien einfach weggesteckt haben. Und die Kameruner - die, bitt' dich, unzähmbaren Löwen! - mit 4:0 aus der Arena zu Manaus / Regenwald gewatscht haben.

Nein: gewatscht nicht. Das haben die Kameruner - Benoit Assou Ekotto kopfstößt Benjamin Moukandjo - eh selber getan. Die Kameruner, die das große Erbe jenes Teams ins Heute zu tragen gehabt hätten, das 1990 Afrika erstmals in den Weltfußball getanzt hat. Roger Miller schaffte es bis zur - ach - schon verehrungswürdigen Cornerfahne des Viertelfinales.

Tempora, so Bob Dylan, mutantur. Samuel Eto'o saß mit einem nicht spielfähigen Knie auf der Bank und schaute dem Untergang zu. Brasilien hat gegen Mexiko remisiert, Kamerun muss sich verabschieden, Kroatien darf hoffen, mehr freilich schon nicht.

Mandzukic als Hoffnung

Aber die Hoffnung ruht auf zwei wohlgeformten und mittlerweile spielberechtigten Beinen. Mario Mandzukic, gegen Brasilien noch gesperrt, trug gleich zwei Tore bei zur Hoffnung nicht nur zwischen Slawonien und Dalmatien, sondern auch in der burgenländischen Vlachia, durch die zum Beispiel gerne Kurt Kuch, der News-Aufdecker, nach dem Aufdecken mit seiner Vespa kurvt (und unlängst erst wieder gekurvt ist). Dort überall weiß man nämlich, wie poetisch die kroatische Sprache, ganz abgesehen vom Fußballspiel, sein kann. Im mittwöchig-donnerstägigen Fall: Olic (11.), Perisic (48.), Mandzukic (61.) und Mandzukic (73.). Hvala, lacu noc.

Im Nachhinein dankt man in Bad Tatzmannsdorf und um Tatzmannsdorf herum gar den Paparazzis, die unlängst sich erdreistet haben, diese wunderbaren Kroaten abzulichten, wie Gott sie geschaffen hat in seiner Gnade. Das war Coach Niko Kovac gar nicht recht, weil die Nackerten dann auch in der Zeitung und dem Facebook und den - weiß Gott wo sonst noch - sozialen Medien zu sehen waren. Aber es hat sich, kann man sagen, ausgezahlt.

Kovac lobt sein Team hoch

Mandzukic und die anderen feschen Kampel sind nicht nur - nun ja -, sondern echt gamsig auf: "Mein Team", so dessen Kovac, "hat die Stärke, um sich mit den Besten messen zu können. Jetzt steht das Finale für uns an."

Und was Kurt Kuch betrifft: Nicht nur er, aber er halt sehr in der Öffentlichkeit, hat sich zuletzt mit einem wirklich gewaltigen Finalgegner gemessen. "Fuck cancer", rauschte es diesbezüglich aufmunternd durchs Facebook. So, wie es ausschaut, ist es ihm und den Grazer Onkologen auch gelungen. Jedenfalls war er schon wieder ausreiten in der Vlachia, wo sie da und dort solche Gedichte gern aufsagen: Olic, Perisic, Mandzukic, Mandzukic - hvala, laku noc. Danke, gute Nacht. (wei, DER STANDARD, 20.6.2014)