Vor drei Jahren kam der Plan auf, für die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (KdFSM) in Österreich den Status als eingetragene Bekenntnisgemeinschaft zu beantragen. Dazu nötig sind mindestens 300 Bürger, die sich zu diesem Glauben bekennen, sowie Statuten mit einer Darstellung des religiösen Bekenntnisses. Das Kultusamt im Bundeskanzleramt entscheidet dann über diesen Antrag.

Zu dieser Zeit war diese Idee gar nicht mehr neu, schließlich hatte sich schon im Jänner 2009 die Atheistische Religionsgesellschaft mit dem selben Ziel formiert. Ich selbst war eines der ersten Mitglieder der Atheistischen Religionsgesellschaft und werde auch weiterhin dabei bleiben. Allerdings, das muss man neidlos anerkennen, hatte die KdFSM bisher das bessere Marketing, wodurch der Zustrom dorthin größer war. Somit war die erforderliche Teilnehmerzahl schnell beisammen und der Antrag konnte eingereicht werden. Vor einigen Tagen hat das Kultusamt diesen Antrag nun aber abgelehnt.

Die KdFSM hat in ihrer ersten Stellungnahme beschlossen, weiter für die Anerkennung als eingetragene Bekenntnisgemeinschaft zu kämpfen, schließlich sei "der Instanzenweg in Österreich der Königsweg“. Ich denke, dass diese erste Entscheidung des Kultusamtes durchaus anfechtbar ist und aus juristischer Sicht dieser Status der KdFSM sehr wohl zusteht. Aus philosophischer Sicht, wenn man den Begriff der "Bekenntnisgemeinschaft“ genauer betrachtet, ist der Anspruch auf diesen Status allerdings durchaus zweifelhaft. Warum ich das Anliegen der KdFSM nicht länger unterstützen kann und die Atheistische Religionsgesellschaft eindeutig die sinnvollere Initiative von diesen Beiden finde, möchte ich anhand folgender Kritikpunkte darlegen, wobei ich betonen möchte, dass sie auf jeden Fall konstruktiv gemeint sind:

Ein abgedroschener Witz

Das fliegende Spaghettimonster ist eine Satire auf die konventionellen Religionen. Es dient dazu, althergebrachte Glaubenslehren durch reductio ad absurdum zu hinterfragen. Diese Aufgabe hat es zweifellos schon einige male erfüllt. Der Erfinder und Prophet des FSM, Bobby Henderson, übte mit einer Religion Kritik an Plänen zum Unterricht von Kreationismus in amerikanischen Schulen. Der nunmehrige Politiker Niko Alm wollte mit seinem Führerscheinfoto mit Nudelsieb am Kopf Zeichen gegen Privilegierung von Religionen setzen. Das alles hatte durchaus Unterhaltungswert.

Doch ein Witz, der immer und immer wieder erzählt wird, verliert mit der Zeit seine Pointe. Diese Gefahr sehe ich auch bei der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters: Als anerkannte Bekenntnisgemeinschaft bekäme diese Spaßbewegung sicher noch mehr Aufmerksamkeit, und das auf Dauer, was ihr schließlich jegliche Pointe rauben würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Bekenntnisgemeinschaft lange Zeit bestand hätte. Letztendlich stellt sich die Frage, ob nicht der Antrag an sich nichts weiter als ein Witz war, der durch den angekündigten Instanzenweg nun immer mehr abgedroschen wird.

Eine seichte Lehre

Der zweite Kritikpunkt, den ich hier bringen möchte, ist die Tatsache, dass die Lehre des Pastafarianismus eigentlich eine ziemlich seichte ist. Viel an Weltanschauung gibt diese Religion nicht her. Es gibt einen sehr simpel gestrickten Schöpfungsmythos, den Ethos der acht „am liebsten wäre mir's", der auch nicht viel mehr hergibt als die zehn Gebote sowie kindliche Jenseitsvorstellungen, die ebenfalls nur ein etwas bunterer Abklatsch von althergebrachten Religionen sind. Die Atheistische Religionsgesellschaft hingegen hat in ihren Statuten eine Glaubensbasis, die zwar sehr kurz und prägnant ist, auf der aber philosophisch sehr viel aufgebaut werden kann.

Mangelnde Ernsthaftigkeit

Am schwersten wiegt jedoch mein dritter Kritikpunkt: Die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters ist nicht ernst zu nehmen. Das ist an sich logisch für eine selbstironische Spaßbewegung, aber es qualifiziert sie eben nicht als ernsthafte Bekenntnisgemeinschaft. Dieses Urteil kann ich sowohl persönlich als auch gesellschaftspolitisch begründen.

Ich war viele Jahre meines Lebens ein Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Als solches war ich schon immer kritisch gegenüber vielen Glaubenslehren derselben eingestellt. Vor etwa sechs Jahren kam ich zur Überzeugung, dass ich gar nicht mehr an die Inhalte des römisch-katholischen Glaubensbekenntnisses glaube. Für mich war das damals der Hauptgrund, aus der Kirche auszutreten. Würde ich nun in die KdFSM eintreten, dann wäre das einfach nur inkonsequent.

Wenn ich aus der katholischen Kirche austrete, weil ich nicht an Gott glaube, dann kann ich nicht der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters beitreten, obwohl ich nicht an das Fliegende Spaghettimonster glaube, ohne meine Prinzipien über Bord zu werfen.

Ja, ich weiß, dass niemand in der KdFSM ernsthaft an das FSM glaubt. Wieso strebt sie dann trotzdem den Status einer Bekenntnisgemeinschaft an, wenn niemand darin das bekennt, was er zu bekennen vorgibt? Hier macht die Mitgliedschaft bei der Atheistischen Religionsgesellschaft für mich mehr Sinn, weil ich ehrlich und aufrichtig bekennen kann, dass ich nicht glaube, dass Gottheiten die Welt und den Menschen erschaffen haben.

Natürlich kann man mit dieser Argumentation konsequenterweise auch hinterfragen, ob der rechtliche Status der christlichen Kirchen in Anbetracht der vielen sogenannten Taufscheinchristen, die nicht mehr wirklich dem christlichen Glaubensbekenntnis folgen, noch moralisch gerechtfertigt ist.

Letztendlich glaube ich, dass die KdFSM dem Anliegen der Gleichberechtigung von konfessionslosen Menschen ziemlich wenig dienlich ist, vielleicht sogar kontraproduktiv. Es macht einen großen Unterschied im öffentlichen Eindruck, ob Atheisten durch dauerironische Nudelsieb- und Augenklappenträger vertreten werden oder durch Atheisten, die sich auch offen als solche bekennen und über ihre Weltanschauung reflektieren können.

Man wird im öffentlichen Diskurs, nicht zuletzt im Dialog mit anderen Religions- und Bekenntnisgemeinschaften, eher ernst genommen, wenn man sich auch selbst ernst nimmt. Die KdFSM kann als Spaßbewegung diesen Anspruch an sich selbst gar nicht stellen. Deshalb sollte sie einfach eine Spaßbewegung bleiben. (Martin Perz, Leserkommentar, derStandard.at, 20.6.2014)