Inkontinenz wird immer noch tabuisiert - die Welt-Kontinenz-Woche will gegensteuern.

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Inkontinenz ist die häufigste chronische Erkrankung weltweit. Rund zehn Prozent der Österreicher sind betroffen. Dennoch ist dieses Thema nach wie vor tabu: Zwei von drei Betroffenen sprechen nicht darüber und stehen damit einer erfolgreichen Behandlung im Weg.

Kaum erforscht

Die Belastungs-Inkontinenz, bei der es zu unwillkürlichem Harnabgang etwa beim Husten, Lachen oder Niesen kommt, ist mit 60 Prozent aller Fälle die häufigste Form. Wie sie entsteht, ist weitgehend unerforscht. Wissenschafter der Med-Uni Wien konnten nun zeigen, dass Proteine im Harn eine wichtige Rolle spielen könnten.

Sie untersuchen in laufenden Studien das Proteom im Harn, also die Gesamtheit aller Proteine - verglichen wurden Menschen mit und ohne Belastungs-Inkontinenz. Das Ergebnis: "Menschen mit Harn-Inkontinenz haben mehr und andere Proteine. Es zeigt sich auch, dass gewisse Entzündungsmechanismen eine Rolle spielen und dass Proteine beteiligt sind, die auf eine vorangegangene Zellumwandlung hinweisen", sagt Gynäkologe Heinz Kölbl von der MedUni.

Diagnostisch könnte das zukünftig dazu führen, dass man im Proteom ablesen könnte, wer gefährdet ist, eine Harn-Inkontinenz zu entwickeln und wer nicht. "Aber hauptsächlich erwarten wir uns darüber Aufschlüsse, wie diese Krankheit überhaupt entsteht", so Kölbl.

Welt-Kontinenz-Woche

Von 23. bis 29. Juni ist die internationale Welt-Kontinenz-Woche, im Zuge derer im AKH Wien der Infotag "Rat für Blase und Darm" am 24. Juni stattfindet. Von 16 bis 19 Uhr gibt es Experten-Vorträge, danach finden bis 20 Uhr zwei Experten-Foren für persönliche Beratung statt.

Ziel ist es, das Tabu, das die Inkontinenz nach wie vor umgibt, zu beseitigen. Nur ein Drittel spricht offen über diese Erkrankung, an der jeder zehnte Österreicher leidet. Der unfreiwillige Verlust von Harn oder Stuhl wird als persönlicher Makel empfunden. So wird das Problem zum heimlichen Leiden und ein normales Leben ist kaum möglich. Frauen sind laut der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) neunmal öfter betroffen als Männer. (red, derStandard.at, 20.6.2014)