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Miroslav Klose ist WM-Rekordtorschütze: 15 "Kisten".

Foto: AP/DOLZHENKO

Herr Ronaldo nahm es sportlich. "Willkommen im Klub, Klose", ließ der brasilianische Frühpensionist verlauten, nachdem Miroslav Klose mit seinem 15. WM-Treffer zum WM-Rekordscorer aufgeschlossen hatte. Den Salto, den der deutsche Stürmer seinem 2:2 gegen Ghana folgen ließ, hat ihm Ronaldo sowieso nicht geneidet. Klose war bei der Landung nach hinten weggekippt. "Ich bin aus der Übung", scherzte er. "Ich wollte den in meinem Alter eigentlich gar nicht mehr machen."

20 Fußball-WM-Spiele, 15 Tore, elf Saltos. Es handelt sich, davon geht der 36-Jährige aus, um eine Zwischenbilanz. Vor 14 Jahren, am 1. Juni 2002, hatte er gegen Saudi-Arabien sein erstes WM-Goal erzielt. Noch im Jahr zuvor hatte Polens Nationaltrainer Jerzy Engel versucht, Klose zu überreden, für sein Geburtsland zu spielen. Dieser lehnte dankend ab, sah im deutschen Team mehr Perspektive. Keine Fehleinschätzung - 2002 war Klose mit fünf Toren zweitbester WM-Scorer hinter Ronaldo (8), 2006 mit fünf Goals WM-Schützenkönig. Vier weitere, wie er sagt, "Kisten" folgten 2010.

Polen ist Klose so oder so sehr verbunden geblieben. Er hat dort freilich nur die ersten drei Lebensjahre verbracht. Seine Mutter Barbara war Handballerin, sein Vater Josef war Fußballer, deshalb übersiedelte die Familie nach Auxerre in Frankreich, wo Josef fünf Jahre lang kickte, ehe es für die "Spätaussiedler" nach Deutschland weiterging.

Mit Kollegen wie Lukas Podolski redet Miroslav Klose ebenso Polnisch wie daheim mit der Frau und den 2005 geborenen Zwillingssöhnen. Daheim, das sind die Kloses seit 2011 in Rom. Bei Lazio ist Miroslav ebenso wohlgelitten wie zuvor bei Kaiserslautern, Bremen und Bayern München. Das liegt an der ruhigen Art des passionierten Fliegenfischers, an seinen Torjägerqualitäten, an seiner beispielhaften Fairness. 2005 teilte er einem Referee mit, dass ihn der gegnerische Goalie regelkonform attackiert hätte - der Referee zog einen Elferpfiff zurück. 2012 gab Klose im Lazio-Spiel gegen Napoli bei 0:0 ein Handstor zu, das gegeben worden wäre - Lazio verlor 0:3, Klose wurde ausgezeichnet.

Die Fairness steht dem Ehrgeiz nicht im Weg. "Ich will Erster sein, das wollte ich schon immer." Natürlich will er den Rekord für sich allein. Diese WM sollte noch die eine oder andere Chance bieten. Danach will Klose auf Nationalteamebene aufhören, 2015 soll auch auf Klubebene Schluss sein. Mit oder ohne Salto. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 23.6.2014)