Der Zöbinger Bildhauer Christian Frank wohnt in einem selbstsanierten Barockhaus. Der Mief der Siebzigerjahre ist zum Teil schon weg. Doch so mancher Linolboden, erfuhr Wojciech Czaja, wartet noch auf sein Ende.

"Meine Frau Barbara und ich haben zehn Jahre lang nach einem Haus gesucht, aber nie das richtige gefunden. An die 50 Objekte haben wir uns angeschaut. Man kann sich ja gar nicht vorstellen, was da alles dabei war! Schließlich sind wir im Internet auf dieses Objekt in Zöbing im Kamptal gestoßen. Wir sind rein ins Haus, haben uns ang'schaut und, als hätt' ma uns abgesprochen, sofort g'sagt: Des wü i ham!

"Herumstehende Kaffeehäferln halte ich nicht aus. Es muss leer sein, damit ich mich aufs Genießen konzentrieren kann": Christian Frank in seinem Wohnzimmer. (Bildansicht durch Klick vergrößern)
Foto: Lisi Specht

Ausschlaggebend war nicht zuletzt, dass es einen schönen Garten und einen gut erhaltenen Heustadl gab, den ich nun als Werkstatt für meine Bildhauerarbeit nutze. Teile des Hauses stammen aus dem 13. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Bau im Jahre 1501. Soviel wir wissen, lag das Haus damals mitten in den Weinbergen und wurde als Lesehof genutzt, und zwar als einer von vielen, die zum Stift Dürnstein gehörten und die Geistlichen mit Wein belieferten. Ich finde, das ist ein sehr g'schmackiges, hedonistisches Fundament, auf dem wir hier leben.

Das Haus war, als wir es gekauft haben, in einem guten Zustand, weil es bereits 15 Jahre zuvor sehr behutsam restauriert worden war. Das Dach war repariert, die Fassade war frisch verputzt, und straßenseitig hatte der Vorbesitzer bereits überall sehr, sehr schöne, originalgetreue Kastenfenster eingebaut. Zum Glück mussten wir da nicht mehr viel tun. Das Unglück beschränkte sich auf die Innenräume. Im größten Teil des Hauses gab es Linolboden, Laminat und nackte Wände oder zumindest ziemlich große Risse im Putz. Mit einem Wort: Die Grundsubstanz war wunderbar, der Rest eine ästhetische und auch technische Herausforderung.

Also haben diverse Durchbrüche gemacht, Türen versetzt und neue Strominstallationen verlegt. Außerdem haben wir die alten Holzböden freigelegt, die Wände neu verputzt, und so weiter. Als Künstler und Bildhauer bin ich in diesen Belangen ja zum Glück recht talentiert.

Das vielleicht größte Projekt der letzten Jahre ist die Suche nach alten Türstöcken, Türen, Schlössern und Beschlägen. Die meisten Türen habe ich übers Internet gefunden oder direkt aus alten Abbruch- oder Umbauhäusern ausgebaut. Die ältesten Türen, die wir haben, gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Ich beize alles selbst ab, lackiere, öle sie und schneide sie aufs richtige Maß zu. Mittlerweile haben wir im Keller eine riesige Sammlung, fast schon eine Art kleines Türenmuseum.

Der vordere Teil des Gebäudes, also Wohn- und Esszimmer, Küche, Arbeitszimmer und der gesamte Aufgang sind bereits fertig. Im hinteren Teil des Hauses aber ist alles noch so wie damals zum Zeitpunkt des Kaufs: abgehängte Decken, Laminatböden, Badezimmerfliesen in Beige und Braun. Wir sagen immer Pension Gloggnitz dazu. Und wie wir von unserem Portemonnaie erfahren haben, bleiben wir wohl noch eine Zeitlang in Gloggnitz. Aber ich freu mich schon auf die Reise!

Was die Möblierung hier im Wohnbereich betrifft, so haben wir hauptsächlich ganz schöne, schlichte Biedermeiermöbel. Die meisten Stücke haben wir über willhaben.at zusammengefischt. Großen Wert legen wir auf Teppiche sowie auf ein paar Kunstwerke, die ich von meinen Kollegen habe, darunter etwa August Walla oder Franz Ringel. Wir finden' s gemütlich, aber wir hören von unseren Besuchern immer wieder, dass unser Haus als karg und nackert empfunden wird. Find ich nicht. Nur eines kann ich nicht ausstehen - und zwar herumstehende Kaffeehäferln und Krimskrams, der über die ganze Wohnung verstreut ist. Das halte ich einfach nicht aus! Es muss schön und groß und leer sein. Dann kann ich mich leichter aufs Genießen konzentrieren." (DER STANDARD, 21.6.2014)