Noch vor wenigen Wochen hatte Georg Springer die Bundestheater-Holding als beste Organisationsform schöngeredet: "Die Ausgliederung ist eine in Österreich einmalige Erfolgsgeschichte." Nun ist er offenbar in der Realität angekommen, in wenigen Tagen wird seine mehr als zwanzig Jahre währende Tätigkeit für die Österreichischen Bundestheater, davon 15 Jahre als Holding-Geschäftsführer, Geschichte gewesen sein.
Springers Rücktritt ist zu honorieren, zumal in einem Land, das in Sachen Rücktrittskultur schwer unterentwickelt ist, schützt ihn aber nicht vor einer eventuellen Anklage. Dass er nahtlos in den Ruhestand gleiten darf, hat seine Entscheidung vermutlich ein wenig erleichtert. Anzunehmen ist, dass ihm Kulturminister Josef Ostermayer die Schnur in Form eines Rücktrittsgesuchs auf dem Silbertablett serviert hat. Denn auch für den Minister wurde es eng, seit aus dem von ihm in Auftrag gegebenen Gutachten immer mehr Passagen an die Öffentlichkeit drangen, die Springer belasteten.
Ostermayers Beteuerung, Springer trüge keine Mitschuld am Burg-Debakel, klang plötzlich ein bisschen unwahrscheinlich.. Ein hoch verschuldetes Theater, das schon in der Kreide stand, als es der (fristlos gekündigte) künstlerische Direktor Matthias Hartmann übernahm; ein in den Grundfesten erschüttertes, von Kündigungen bedrohtes Ensemble; überforderte (Ex-)Chefs: Wer Unschuldslamm war und wer Täter, müssen nun die Gerichte klären. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 24.6.2014)