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Nach Ansicht der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel soll die CDU vielfältiger werden.

Foto: AP Photo/Markus Schreiber

Die CDU will sich bis zur nächsten Bundestagswahl 2017 runderneuern, um bei der Wahl gute Chancen zu haben, auch weiterhin die Kanzlerin oder den Kanzler zu stellen. Pläne dafür hat Generalsekretär Peter Tauber am Montag den Parteigremien in Berlin präsentiert.

Vordergründig steht die CDU nicht schlecht da. Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel regiert unangefochten, bei der Bundestagswahl hat die CDU ein gutes Ergebnis erzielt. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich vor allem zwei Schwachstellen: Die CDU verliert immer mehr Mitglieder: Das Durchschnittsmitglied heute ist männlich und um die 60. Und in den Städten hat die CDU keinen Erfolg.

Erst kürzlich musste sie den Posten des Düsseldorfer Oberbürgermeisters an die SPD abtreten. Somit regiert in keiner der zehn größten deutschen Städte mehr ein schwarzer Bürgermeister.

Womöglich Urwahl für Kanzlerkandidat

Generalsekretär Tauber will die Partei nun für neue Mitglieder attraktiver machen. "Wir wollen mehr Frauen, Junge und Zuwanderer für die Arbeit in der CDU begeistern", sagt er. Und: "Wir wollen eine Mitgliederpartei bleiben und nicht eine Funktionärspartei werden."

Die CDU bekommt daher ihren ersten "Großstadtbeauftragten". Den Job macht der Bundestagsabgeordnete Kai Wegner. Sein Plan: Die Themen Wohnen, Mobilität, und Ökologie sollen die Städter stärker mit der CDU verbinden.

Generell soll das Zauberwort "Partizipation" heißen. Geplant ist, die Parteimitglieder stärker in Entscheidungen einzubinden. Tauber kann sich sogar vorstellen, eines Tages eine Urwahl über die oder den Kanzlerkandidatin/-en abzuhalten. In Baden-Württemberg bestimmt die CDU-Basis ihren Spitzenkandidaten vor Wahlen bereits per Urwahl.

Reaktion auf Stärke der AfD

Die geplante Reform der Strukturen ist auch eine Reaktion auf das Erstarken der euroskeptischen Alternative für Deutschland (AfD), die von frustrierten Unionswählern profitiert. In der CDU wird derzeit diskutiert, wie man mit der AfD umgehen soll.

Während die CSU in Bayern auf eine offensive Auseinandersetzung drängt, gibt es in der CDU die Tendenz zum "Totschweigen". Eine Zusammenarbeit mit den Euroskeptikern werde es jedenfalls nicht geben, hat Merkel kurz nach der EU-Wahl erklärt.

Doch an der Basis sieht man das etwas anders. Im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis bildet die CDU nun mit einem AfD-Abgeordneten im Kreistag eine Fraktion. Und in mehreren sächsischen Städten sind CDU-Abgeordnete zur AfD übergelaufen, in Freital (südlich von Dresden) auch ein Stadtrat.

Apropos Sachsen: Dort schnitt die AfD bei der EU-Wahl besonders gut ab. Noch regiert in dem ostdeutschen Bundesland Schwarz-Gelb, doch Ende August wird ein neuer Landtag gewählt. In Umfragen liegt die AfD bei acht Prozent. AfD-Chef Bernd Lucke hat der CDU seine Partei schon einmal als kleinen Koalitionspartner angeboten - statt der FDP. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 24.6.2014)