Bild nicht mehr verfügbar.

Pflügt man die Äcker nach der Ernte, reflektieren etwa 20 Prozent der solaren Einstrahlung. Unbearbeitete Stoppelfelder sind heller und reflektieren mehr Strahlung: Messungen zeigen, dass etwa 30 Prozent der Sonneneinstrahlung dank des sogenannten Albedo-Effektes zurückgeworfen wird.

Foto: REUTERS/Pascal Rossignol

Zürich - Weizenfelder werden oft gleich nach der Ernte umgepflügt. Dadurch verschwinden die hellen Stoppeln und Erntereste von der Oberfläche, nackte dunkle Erde gelangt nach oben. In Europa ist Umpflügen nach der Ernte eine weit verbreitete und übliche Bewirtschaftungsmethode. So bearbeitete Felder können sich aber während Hitzewellen nachteilig auf das lokale Klima auswirken, wie nun Forscher aus der Schweiz und Frankreich in einer neuen Studie nachweisen konnten. Der Kühleffekt an sommerlichen Hitzetagen könnte demnach bis zu zwei Grad betragen, wie die Wissenschafter im Fachjournal "PNAS" berichten.

Ungepflügte Stoppelfelder sind heller und reflektieren mehr Strahlung als beackerte. Messungen zeigen, dass etwa 30 Prozent der Sonneneinstrahlung dank des Albedo-Effektes zurückgeworfen wird. Dies ist ein Maß für die Rückstrahlung von reflektierenden Oberflächen. Bearbeitete Äcker hingegen reflektieren nur 20 Prozent der Sonnenstrahlung.

Um 50 Prozent größere Rückstrahlung

Die Modellsimulationen von Edouard Davin von der ETH Zürich und Kollegen zeigen nun, dass daraus eine um 50 Prozent größere Rückstrahlung der ungepflügten Felder resultiert. Als die Forscher dies für Extremtemperaturen wie im Hitzesommer 2003 untersuchten, zeigte sich, dass unbearbeitete Felder die lokale Temperatur um bis zu zwei Grad senkten.

Bei der Direktsaat wird Saatgut nach der Ernte auf das Feld ausgebracht, auf dem noch Pflanzenreste liegen. Sie ist in Nord- und Südamerika weit verbreitet. In Europa herrscht die konventionelle Landwirtschaft vor, bei der der Boden etwa durch Pflügen aufgebrochen wird. Die Forscher testeten den Kühleffekt auf einem Acker in der Nähe der südfranzösischen Stadt Avignon.

Kurzfristige und lokale Wirkung

Je heißer es wird, desto kräftiger wirkt der Albedo-Effekt und desto stärker ist die Kühlung. Der Effekt wirke allerdings nur kurzfristig und lokal, nicht aber überregional, erklärte Davin. Auch funktioniert die Kühlung nur in Regionen, in denen es im Sommer sehr heiß wird - etwa im Mittelmeergebiet, - weil die Sonneneinstrahlung dort besonders hoch ist.

Dennoch sei der lokale Beitrag bemerkenswert, fügte ETH-Professorin Sonia Seneviratne hinzu. Insbesondere könne dies dazu beitragen, Temperaturspitzen zu brechen. Laut Davin wird es immer wichtiger werden, die Ackerland-Albedo auszunutzen. "Obwohl Hitzewellen selten sind, haben sie massive ökologische und gesundheitliche Folgen." (APA/red, derStandard.at, 28.06.2014)