Nacktschnecken fressen sich derzeit durch die Beete und bringen die Gärtner damit zur Verzweiflung.

Foto: Dennis Eriksson

Der lauwarme Winter setzt den Gärten im Frühsommer mächtig zu. Das Gefühl beschleicht den Gartler, dass ausschließlich die Schädlinge und deren Brut gut durchgekommen, die Nützlinge jedoch den paar Frosttagen im November erlegen sind.

So elend hat es seit Jahren nicht in den Beeten ausgesehen. Zerfressene Blätter, hohlgefressene Blütenknospen und komplett verpilzte Rosenknospenstände sorgten für Sorgen. Und auch die Blattläuse feierten einen Mega-Flashmob oder feiern diesen nach wie vor. Was sollen da die Handvoll Marienkäfer schon ausrichten können? Auch gibt es dieses Jahr so viele Engerlinge wie noch nie. Wo man in die Erde sticht, liegt ein opaque-weißer Engerling, einer geschälten Garnele gleich, im Erdreich. Dort frisst er Wurzeltriebe. Danke!

Solidarische Schnecken

Und die Nacktschnecken? Die solidarisieren sich mit den Blattläusen und treten nur noch in Horden auf. Es ist zum Schreien. Doch was soll man gegen sie unternehmen? Hier vier Anleitungen, um den Weichtieren auf den Leib zu rücken.

Die Hard I: der Einsatz von Schneckenkorn auf Eisen-III-Phosphat-Basis. Bei trockenem Wetter gestreut, stürzen sich die Schnecken voll Gier auf ihr letztes Abendmahl, ziehen sich zurück und sterben.

Die Hard II: mit einer scharfen Schere - schnipp-schnapp - entzweiteilen. Beide Teile sterben. Nachteil: die direkte Beteiligung am Tod. Routinierte Gärtnerinnen stecken das allerdings locker weg, verzichten auf Supervision.

Die Hard III: Laufenten fressen gerne Nacktschnecken, jedoch ist diese Form wohl die grausamste unter all den gebotenen Möglichkeiten. Unzerkaut landen die Schnecken im Entenmagen, wo sie durch Magensäure langsam zersetzt werden. Der Vorteil: Man ist nicht dabei, wenn die Schnecke langsam stirbt.

Die Bio-Methode

Die Hard IV: Man streut Apfelschalen und anderen Biomüll auf den Gartenboden, legt darüber einen Karton oder ein Holzbrett und geht tags darauf Schnecken ernten. Schnecken lieben dunkle Bodenhaftung und Apfelfruchtfleisch, sie sammeln sich unter dem Brett, auf dass sie aufgesammelt werden.

Von hustenlinderndem Schneckensirup war an dieser Stelle bereits vergangene Saison die Rede, wessen Sache das nicht ist, der kann die Schnecken auch a) in lokalen Hundeklos ausstreuen, b) in den Wienerwald bringen oder c) sie erst in einem gut verschlossenen Gefäß in den Eiskasten stellen - Betäubungsphase - und sie dann ins Gefrierfach verlagern - Tötungsphase.

Die tiefgefrorenen Schnecken kann man daraufhin im Mixer mit Salz zu schmackhaftem Schneckensalz vermahlen und damit seine Lachsfilets am Teller pimpen - aber behalten Sie diese Raffinesse am besten für sich, das hat dann etwas Mystisches. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 27.6.2014)