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Ehemalige Duz-Kollegen vor Gericht: Matthias Hartmann, entlassener Burgtheaterdirektor (links), Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheaterholding.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien - Eine kurze Begrüßung zwischen Ex-Duzfreunden und -Kollegen am Gang, das war's dann aber auch schon mit dem "Ich im Wir" (Copyright: Ex-Ministerin Claudia Schmied, die bei dem Gipfeltreffen am Wiener Arbeits- und Sozialgericht glatt ein wenig abging). Ab da blickten Ex-Burgchef Matthias Hartmann und Gerade-noch-Holdingchef Georg Springer in ihre mitgebrachten Unterlagen, zu ihren Anwälten und jedenfalls konstant in eine andere Richtung. Glücklich schauten beide nicht. Hartmann will sich die Fortzahlung seiner Gage bis 2019 (rund zwei Millionen Euro) erstreiten, weil er seine Entlassung für nicht rechtens erachtet. Und beide kämpfen um ihre Reputation.

Im Vorfeld des ersten Tagsatzes im Prozess Hartmann gegen Burg hieß es, der geschasste Direktor würde gar nicht auftauchen. Seine Anwälte überredeten ihn dann doch. Selbst die bestens vorbereitete Richterin Kristina Heissenberger schien überrascht. Sie hatte den ersten Akt im Prozessreigen rund um die Burg auf eineinhalb Stunden angelegt; schließlich wollte sie mit den Anwälten nur das weitere Prozessprogramm erörtern. Doch stattdessen erörterte man mehr als drei Stunden, darunter dreißig Zeugenanträge. "Das wird uns jahrelang beschäftigen", konstatierte Heissenberger trocken, "wir werden uns häufig wiedersehen." Hartmann, von den "formalen Ritualen" bei Gericht beeindruckt, war danach ebenfalls um trockenen Humor bemüht:

"Mich faszinierte der Gerichtssaal als Bühnenbild. Es war eine sehr moderne Inszenierung." Eine komplizierte noch dazu: Bernhard Hainz vertritt die Burg und die Holding. Interessant, wie die Rollenverteilung aussähe, sollte Springer als Beklagter vor dem Richtertisch stehen. Denn basierend auf deren Annahme, wenn, dann habe Springer die Kontrollpflichten verabsäumt, haben Hartmanns Anwälte Georg Schima und Katharina Körber-Risak Springer "den Streit verkündet": Das bedeutet, er muss sich entscheiden, ob er auf Seiten Hartmanns dem Prozess beitritt. "Macht er das nicht, kann sich Hartmann im Fall der Fälle an ihm schadlos halten."

Ansonsten wurden einander Schwarzgeldsysteme, geheim geparkte Gelder und Abschreibungsmodalitäten an den Kopf geworfen. Hartmann habe sich mit "Händen und Füßen" gegen die Entlassung der langjährigen kaufmännischen Direktorin Silvia Stantejsky gewehrt. (Deren kreative Bilanztricks werden demnächst vor Gericht entzaubert). Falsch, kontert Schima. Hartmann habe Springer mit Unterstützung aus dem Aufsichtsrat gebeten, Stantejsky als kaufmännische Direktorin abzulösen, sei aber auf taube Ohren gestoßen. Stattdessen wurde er selber gefeuert. Ob zu Recht oder zu Unrecht, sollte in den nächsten Jahren geklärt werden.

Die nächsten Prozesstermine am 24. und 25. September hat Heissenberger jedenfalls mit Open End geplant. Schon am Freitag gibt es ein Wiedersehen aller Beteiligten: Dann beschäftigt sich Richter Wilfried Schwimmer mit der von der Burg eingereichten Gegenklage, wonach Hartmanns Vertragsverlängerung durch Schmied nicht rechtswirksam sei: Hätte man das Finanzdebakel geahnt, wäre er nicht verlängert worden. Vielleicht lässt sich die Ex-Kulturministerin ja auch einmal blicken. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 25.6.2014)