Laut UNODC ging der Cannabiskonsum weltweit zurück - außer in Österreich.

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Wien - Rund 243 Millionen Menschen oder fünf Prozent der Weltbevölkerung haben im Jahr 2012 Rauschmittel konsumiert, die die Uno als illegal einstuft. Das geht aus dem Weltdrogenbericht 2014 hervor, den die zuständige Behörde UNODC am Donnerstag präsentierte. Rund 27 Millionen Menschen sind schwer drogensüchtig - 200.000 Menschen starben 2012 infolge des Konsums. Die Drogenproduktion stieg etwa in Afghanistan, dem führenden Herstellerland von Opium. Dort wuchs die Anbaufläche zwischen 2012 und 2013 von 154.000 Hektar auf 209.000 Hektar. Bei Kokain sanken sowohl Konsum als auch Produktion.

In einigen europäischen Ländern, den USA und Ozeanien gehe der Trend von Heroin zu pharmazeutischen oder synthetischen Opioiden. Die beschlagnahmte Menge an Methamphetamin verdoppelte sich weltweit zwischen 2010 und 2012. Ecstasy und LSD wiederum wurden deutlich weniger konsumiert.

Synthetische Drogen auf Platz zwei

Stark gestiegen ist 2012 der Konsum von Amphetaminen. Mit 34 Millionen Nutzern sind die synthetischen Drogen bei ihrer Verbreitung nach Cannabis bereits auf Platz zwei vorgerückt. Zwar wurden 144 Tonnen aus dem Verkehr gezogen, doch der Kampf gegen diese Substanzen ist schwierig, da die Produzenten immer wieder auf neue Zusammensetzungen der Drogen setzen. Weiter angestiegen ist erneut die Zahl von Designerdrogen, psychoaktive Substanzen, die mitunter als "harmlose" Produkte wie Badesalz oder Düngemittel im Internet relativ einfach gekauft werden können: Waren Mitte 2012 noch 251 derartige Erzeugnisse in der rechtlichen Grauzone unterwegs, wurden Ende 2013 bereits 348 gezählt.

Mit rund 178 Millionen Konsumenten war Cannabis zwar erneut mit Abstand die am meisten verbreitete Droge, insgesamt ist der Gebrauch aber (bis auf Nordamerika) auch hier zurückgegangen.

Und dann gibt es noch Österreich. Hierzulande ist man ganz anders drauf. Laut einer aktuellen Untersuchung der Med-Uni Wien zum Thema "Substanzmissbrauch von Universitätsstudierenden" ist der von der Uno als zentrales Problem ausgerufene weltweite Anstieg an Amphetamin-Missbrauch für Österreich "so nicht haltbar", sagt die Psychiaterin und Drogenexpertin Gabriele Fischer von der Med-Uni Wien. Fischer: "Es ist geradezu peinlich, aber es gibt keine standardisierten wissenschaftlichen Daten zum Suchtmittelkonsum in Österreich."

Cannabis und Schmerzmittel

Was es gibt, sind Vergleichsstudien - die aktuellste hat Fischer mit Kollegen von der Med-Uni Wien vor kurzem fertiggestellt. In der Untersuchung, die dem Standard vorliegt, wurden von Mai bis Oktober 2010 Daten zum Substanzmissbrauch an den Universitäten Wien und Innsbruck erhoben und ausgewertet. 1025 städtische Studierende mit einem Durchschnittsalter von 21,03 Jahren, davon 62,7 Prozent weiblich, wurden 873 ländlichen Studierenden (mittleres Alter 22,1 Jahre, 65,9 Prozent weiblich) gegenübergestellt.

Das Ergebnis: In Österreich wird lieber sediert als aufgeputscht. 18,5 Prozent aller Studierenden, also knapp jeder fünfte, berichtete von regelmäßigem Cannabisgebrauch. Jeder zehnte raucht sich täglich ein. Fischer: "Das ist das österreichische Problem, kombiniert mit einem signifikant hohen Medikamentenmissbrauch." Dies sei, sagt die Expertin, auf die "Fehlsteuerung in der Wiener Drogenpolitik" zurückzuführen". 35,4 Prozent aller Studierenden berichten in der Studie von regelmäßigem Konsum von Schmerz- und Beruhigungsmitteln. Da mutet es fast grotesk an, dass UNODC-Direktor Juri Fedotow bei der Präsentation des Weltdrogenberichts forderte, "kontrollierte Substanzen" für gesundheitliche Zwecke breiter verfügbar zu machen - vor allem zur Schmerzbekämpfung.

In Österreich kommen noch weitere "altbekannte" Probleme hinzu: 38,2 Prozent rauchen - wobei der Nikotinkonsum unter den ländlichen Studierenden noch höher ist als unter studierenden Städtern. Fast ein Drittel aller Männer (32,4 Prozent) und ein Fünftel aller Frauen (21,4 Prozent) zeigten laut Studie "Zeichen einer Alkoholabhängigkeit mit weiterem Abklärungsbedarf". (Petra Stuiber, DER STANDARD, 27.6.2014)