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Die Verve-Künstlerin Ella Fitzgerald.

Foto: AP

In jener fernen Zeit, da die Jukebox im Alltag ihren raumgreifenden Höhepunkt erlebte, also in den 1950ern, zu jener Zeit also erlebte auch das Jazzlabel Verve seine Auferstehung. Gegründet von Norman Granz, wurde es zum Synonym für jenen den Bebop letztlich domestizierenden Jazz, der Mainstream werden sollte. Dabei waren es integrale Einspielungen - etwa die Songbook-Serien von Sängerin Ella Fitzgerald -, die Geschichte schrieben. Verve konnte und wollte jedoch auch auf das Singleformat nicht verzichten. Auch Jazziges kam so in Hitparaden - und womit dies geschah, kann auf der 6-CD-Box The Sound of America - The Single Collection (Universal) nachgehört werden. Sie umfasst viel luftiges Repertoire aus mehreren Jahrzehnten und dokumentiert somit den Wunsch, sich dem Musikzeitgeist anzupassen.

Natürlich ist zu merken, dass das Label über den Jazz hinausging, um Reichweite und Einkünfte zu erzielen: Man hört Fred Astaire (Hello Baby) mit Big-Band- und Streicherbegleitung, hört Bing Crosby mit Mountain Greenery. Und sogar Klaviervirtuose Oscar Peterson, der Verve seine Karriere verdankte, versucht sich mit I've Never Left Your Arms tatsächlich als - an Nat King Cole erinnernder - Crooner (umwölkt von kitschigem Damenchor). Natürlich hört man aber auch Fitzgeralds grandiose Version von How High The Moon, in der sie ausreichend Puste hat, auch Charlie Parkers Stück Ornithology ausgiebig zu zitieren. Passte ideal: Parkers Stück war eigentlich ein Solo über die Harmonien von How High The Moon, aber so gut und rasant, dass es zum Stück wurde.

Fitzgerald erinnert auch an die Bossa-Mode, von der Verve profitierte. Logischerweise muss dabei auch Saxofonist Stan Getz vorkommen (Manhã de Carnaval), dessen Jazzsamba-Aufnahmen zum Bestseller wurden. Man hört auch: Jimmy Smith, der soulige Organist, musste sich nicht verbiegen, um zu reüssieren. Gitarrist Kenny Burrell hingegen klingt bei Loie sehr nach Anpassung an unjazzige Ohren. So ist die Box - nicht nur - aber auch ein Spiegel der Zwänge jener fernen Zeit, als man mit Aufnahmen allerdings doch noch Geld verdienen konnte. (Ljubiša Tošić, Rondo, DER STANDARD, 27.6.2014)