Wien/Mexiko-Stadt - Die Staatsholding ÖIAG hält die Partnerschaft mit dem zweiten Telekom-Austria-Großaktionär, America Movil von Carlos Slim, für nicht gefährdet. Ob nach dem gestern bekannt gewordenen 400 Mio. Euro schweren Finanzloch in Bulgarien die geplante Kapitalerhöhung aufgestockt werden muss, sei noch nicht entschieden, sagte ein ÖIAG-Sprecher am Donnerstag zur APA.

Finanzspritze

Die Entscheidung über die Kapitalerhöhung falle in den entsprechenden Gremien. Vorerst bleibe man aber beim bisherigen Fahrplan. ÖIAG und America Movil haben Ende April einen Syndikatsvertrag unterschrieben und darin bis Mitte 2015 eine Finanzspritze von rund einer Milliarde Euro vereinbart.

Wie es weiters von informierter Seite zur APA hieß, sei die Abschreibung bei der Bulgarien-Tochter Mobiltel formal kein Ausstiegsgrund für Slim. Im Syndikatsvertrag soll es eine solche Klausel nicht geben. Zuvor hatte bereits eine Sprecherin von America Movil gegenüber der APA versichert, dass es "keine Konsequenzen" geben werde. "News" berichtete, die Mexikaner um Slim hätten vertraglich gegen böse Überraschungen vorgesorgt.

"Keine negativen Ansagen"

Auch Telekom-Chef Hannes Ametsreiter betonte in der Donnerstagsausgabe des "Kurier", dass aus Mexiko "keine negativen Ansagen in Richtung eines Ausstiegs" kamen. Der Vertreter von America Movil sei per Videokonferenz bei der Aufsichtsratssitzung dabei gewesen. "Bei der Unterzeichnung des Syndikatsvertrags Ende April wussten wir ja selbst die Höhe des Wertberichtigungsbedarfs noch nicht", so Ametsreiter.

Das Management sei "sehr unglücklich über die 400 Millionen", so Ametsreiter. Zur geplanten Investitionsmilliarde sagte er: "Wir müssen jetzt überlegen, wie man das Kapital bestmöglich einsetzt, um uns einerseits zu stabilisieren und andererseits zu prüfen, in welchem Wachstumsbereich wir Aktivitäten starten." Für einen Rücktritt sieht Ametsreiter aber keinen Anlass: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, wir haben sehr rasch, transparent und korrekt gehandelt."

Kritik von Arbeiterkammer

Der Direktor der Wiener Arbeikerkammer (AK), Werner Muhm, ortet hingegen "dringenden Aufklärungsbedarf", wie er am Donnerstag in einer Aussendung wissen ließ. "Eine derart hohe Abwertung ergibt sich nicht von einem Tag auf den anderen", hält Muhm fest. Neben dem Telekom-Vorstand sieht er auch den Aufsichtsrat in der Verantwortung: "Offensichtlich ist die Kontrolle durch die ÖIAG nicht engmaschig genug."

Das 400 Mio. Euro schwere Finanzloch in Bulgarien wird der Telekom heuer einen massiven Verlust einbrocken. Vor der millionenschweren Abwertung hatten Analysten für 2014 mit einem Jahresgewinn von rund 130 Mio. Euro gerechnet. Demnach ist nun ein Verlust von 270 Mio. Euro zu erwarten. Wegen der teuren Frequenzauktion in Österreich, die der Telekom zuletzt eine Milliarde Euro kostete, ist der Konzern bereits jetzt hoch verschuldet. (APA, 26.6.2014)