Unzählige Mikroorganismen besiedeln den menschlichen Körper. Alleine der Darm beherbergt eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien, die sowohl für die Darmgesundheit, als auch bei der Entstehung von Erkrankungen eine Rolle spielen. Wie das Darmmikrobiom im Detail funktioniert, versuchen Forscher der Med-Uni Graz mit europäischen Kollegen im EU-Projekt "MyNewGut" zu klären.

Riesiges Ökosystem 

In unserem Magen-Darm-Trakt wimmelt es von Bakterien. "Diese Mikroben stellen ein riesiges Ökosystem dar, dessen Bedeutung für Gesundheit und Krankheit erst allmählich ins Bewusstsein rückt", schilderte Peter Holzer, Leiter der Forschungseinheit für Translationale Gastroenterologie an der Medizinischen Universität Graz.

Laut Holzer kann die Interaktion des menschlichen Körpers mit der Vielzahl an Keimen im Darm nicht nur das lokale Geschehen im Gastrointestinaltrakt, sondern etwa auch den systemischen Stoffwechsel und Immunantworten beeinflussen: "Übergewicht, metabolische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und sogar psychische Störungen können durch eine Unausgewogenheit im Mikrobiom des Darms ausgelöst werden", so der Forscher.

Unter dem Projekttitel "MyNewGut" haben sich europaweit an die 30 Institution zusammengeschlossen unter spanischer Leitung zusammengeschlossen , um dem Zusammenspiel von Magen-Darm-Trakt und der dortigen mikrobiellen Vielfalt auf die Spur zu kommen. So will man in den nächsten fünf Jahren und mit einem Forschungsvolumen von 13 Millionen Euro umfassend ergründen, welche Umweltfaktoren das Mikrobiom in seiner Entwicklung bestimmen.

Darmmikroben untersuchen

"Neben der Ernährungsqualität fließen weitere Faktoren wie Lebensstil und Körperhygiene in die Forschung ein", so Holzer. Andererseits will man die Frage beantworten, welche Darmmikroben eine Schlüsselrolle im Hinblick auf die Nahrungsverwertung, die Verstoffwechselung, das Immunsystem und selbst die Hirnfunktion spielen.

Die Grazer Forscher wollen untersuchen, welche Auswirkungen ein durch Fehlernährung verändertes Darmmikrobiom auf das Gehirn und das emotionale und kognitive Verhalten hat. "Der Fokus unserer Forschung liegt auf der Signalfunktion des Darmhormons Peptid YY und dem negativen Impakt von Insulinresistenz auf das Gehirn", schilderte Holzer.