Wien/Phoenix - Bebauungsdichte, Verkehrsaufkommen und Infrastruktur sind nur einige der Faktoren, die das städtische Mikroklima beeinflussen. Die globale Erwärmung ist ein weiterer Faktor, der sich auf urbane Gebiete besonders unangenehm auswirkt. Die Kombination aus hohen Temperaturen, wenigen Grünflächen und dichter Besiedlung resultiert im Phänomen der "Urban Heat Island" - der städtischen Hitzeinsel -, das typisch für Großstädte weltweit ist.

Ein Forschungsteam in den USA fand nun heraus, dass auch Klimaanlagen negative Auswirkungen auf die urbane Lufttemperatur haben. Der Wunsch der Stadtbewohner nach kühlen Innenräumen verstärke nämlich den Effekt der "Urban Heat Island".

87 Prozent aller Haushalte

Mit der globalen Erwärmung wächst das Bedürfnis der Menschen nach Abkühlung und somit die Menge an Klimageräten weltweit. Studien besagen, dass auch in Schwellenländern wie China und Indien die Anzahl in Zukunft ansteigen wird. In den USA besitzen laut dem Online-Magazin Climate News Network bereits 87 Prozent aller Haushalte ein Klimagerät. Für die Kühlung von Häusern, Wohnungen und Büros wird mehr Elektrizität verbraucht als in allen anderen Ländern der Welt zusammengenommen, schreibt das Onlinemagazin.

Phoenix - die Hauptstadt des Bundesstaates Arizona im Südwesten der USA - liegt in der Sonora-Wüste. Air Conditioning kann dort an heißen Tagen mehr als die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs ausmachen.

Um ein Grad Celsius

Die Forscher der Arizona State University konzentrierten sich in ihrer im Journal of Geophysical Research Atmospheres veröffentlichten Studie auf Phoenix. Sie errechneten, dass die durchschnittliche nächtliche Temperatur in der Metropole, durch den Einsatz von Klimageräten um ein Grad Celsius ansteigt.

Klimaanlagen verstärken aber nicht nur das Phänomen der städtischen Hitzeinsel, indem sie Wärme an die Umgebungsluft abgeben. Sie sorgen laut der Studie auch dafür, dass sich der Effekt aufschaukelt: Je heißer es wird, desto stärker drehen die Menschen ihre Kühlsysteme auf.

Teufelskreis

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, schlagen die Wissenschaftler vor, die abgegebene Wärme in den Haushalten zu nutzen - beispielsweise zum Erwärmen von Wasser. Damit könnten die städtische Temperatur gesenkt und allein in Phoenix mehr als 1.200 Megawattstunden (1,2 Millionen Kilowattstunden) Strom eingespart werden, so die Forscher.

Für die Studie simulierten sie eine zehntätige Hitzewelle aus dem Jahr 2009. Mithilfe von Computermodellen und detaillierten Wettermessungen und -aufzeichnungen analysierten sie den Einfluss von Klimaanlagen auf die Temperatur. Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit wurden im Rahmen der Analysen ebenso berücksichtigt wie die Größe und Form von Gebäuden. (cmi, derStandard.at, 26.6.2014)