Der Weg ins Finale.

Am ersten Achtelfinal-Wochenende der Fußball-WM wird nicht nur Portugiesisch, sondern vor allem Spanisch gesprochen. Dabei ist Weltmeister Spanien beim Turnier in Brasilien nicht einmal mehr vertreten. Gleich sechs der acht Teams, die am Samstag und Sonntag in der ersten K.o.-Runde im Einsatz sind, kommen aus Lateinamerika. Kein Spiel geht ohne ihre Beteiligung über die Bühne.

Der Samstag erinnert überhaupt an eine kleine "Copa America". Die Duelle lauten Brasilien-Chile und Kolumbien-Uruguay. Die Sieger treffen am Freitag in einer Woche in Fortaleza aufeinander. Eines der südamerikanischen Teams steht damit auf jeden Fall im Halbfinale. Mögliche Gegner sind Frankreich und Nigeria - und sollte Deutschland seine Gruppe gewinnen auch das DFB-Team.

In der zweiten Turnierhälfte gilt mit Argentinien ebenfalls ein Schwergewicht aus Südamerika als Favorit. Allerdings hat auch der mögliche Halbfinal-Gegner Niederlande alle drei Gruppenspiele gewonnen. Die Niederländer treffen am Sonntag auf Mexiko. Im Viertelfinale wartet der Sieger des Außenseiterduells zwischen Costa Rica und Griechenland.

Südamerika mit fünf Teams im Achtelfinale 

Wie schon vor vier Jahren in Südafrika ist Südamerika mit fünf Teams im Achtelfinale vertreten. Nur Ecuador musste am Mittwoch mit einem torlosen Remis gegen Frankreich die Koffer packen. Europa dagegen steuerte auf die Einstellung des Minusrekordes von 2010 zu. Damals waren sechs Teams vom "alten Kontinent" in die Vorschlussrunde eingezogen.

Der Heimvorteil dürfte eine Rolle spielen. Noch nie hat eine europäische Mannschaft in Amerika den WM-Titel geholt. Lateinamerikanische Spieler sind nicht nur das Klima, sondern auch die Reisestrapazen gewöhnt. Viele von ihnen verdienen ihr Geld mittlerweile in Europas Topligen. "Der Schlüssel zum Erfolg Südamerikas ist die Vorbereitung", meinte Kolumbiens Legende Carlos Valderrama. "Die Qualifikation ist sehr schwierig."

Die vergangene Qualifikation etwa beendete der zuletzt regelmäßige WM-Teilnehmer Paraguay auf dem letzten Tabellenplatz. Dazu müssen Südamerikas Topteams auch in der unangenehmen Höhenlage von Bolivien oder Kolumbien bestehen. Selbst Ex-Weltmeister Uruguay musste diesmal den Umweg über das Kontinental-Play-off gegen Jordanien nehmen.

Kolumbien hat "enormes Selbstvertrauen"

Am Samstag steht den "Urus" im Maracana von Rio de Janeiro, wo sie 1950 auf legendäre Art und Weise ihren zweiten WM-Titel eingefahren hatte, ein unangenehmerer Gegner bevor. Kolumbien hat auch ohne seinen verletzten Superstar Radamel Falcao alle drei Gruppenspiele klar gewonnen. "Dieses Team kann etwas erreichen, das davor noch niemand geschafft hat", meinte Valderrama, dessen markante Haarpracht beim bisher einzigen WM-Achtelfinale Kolumbiens 1990 (1:2 gegen Kamerun) noch vertreten war.

"Die drei Siege haben uns enormes Selbstvertrauen gegeben", erklärte Kolumbiens Teamchef Jose Pekerman, bei der WM 2006 noch Argentiniens Trainer. Mittlerweile werden die "Cafeteros" von ihren Fans ebenso begeistert ins Nachbarland begleitet wie die favorisierten Argentinier. Die Unterstützung der emotionalen Fans, auch jener aus Mexiko oder Chile, gilt als Mitgrund für den Erfolg von Teams aus den "Americas" in Brasilien.

Das zum Teil tropisch-heiße Wetter lassen die Brasilianer nicht als Ausrede für die mäßigen Leistungen einiger europäischer Großmächte gelten. "Der europäische Fußball ist ein Opfer seines eigenen Kalender", meinte Sportminister Aldo Rebelo. "Die wichtigsten Spieler aus Europa sind nach langen, anstrengenden Saisonen bei ihren Clubs zur WM gekommen." Und daher nicht in Bestform. (APA, 26.6.2014)