Bild nicht mehr verfügbar.

Der italienische Lieblingskoch von Tobias Müller ist ein Schweizer.

Foto: Reuters/Stapleton

Mein liebster italienischer Koch Wiens ist ein Schweizer. Raetus Wetter kommt aus Appenzell, war einst Florist und lernte an der Blumenküste Italiens die ligurische Küche kennen und lieben. Dann wechselte er erfreulicherweise mehrmals den Beruf und kocht nun schon seit ein paar Jahren am Yppenplatz. Es gibt nicht viele Plätze in der Stadt, wo man für dieses Geld so erfreulich essen kann.

Der Herr Wetter ist ein großer Komponist, der ganz wunderbar Aromen und Konsistenzen paart und mit Kleinigkeiten aus etwas ganz Gutem etwas wirklich Köstliches macht. Wer ein Wetter-Gericht vor sich hat, der lädt sich am besten von allem, was auf dem Teller liegt, ein klein wenig gleichzeitig auf die Gabel. Jeder Teller bekommt die Nuss, das Kraut, den Käse, die Sauce ab, die er verdient. So ganz für sich mag die geräucherte Gänsebrust ein wenig fad sein, gemeinsam mit dem eingelegten Wildapfel und der cremig gegarten Melanzani schmeckt das dann aber doch spannend und schön.

Auf eigenem Niveau

Die Semmelstoppelpilz-Terrine mit jeder Menge Kräutern war eine der besten Vorspeisen, die ich in Wien je genießen durfte, die Hühnerleber-Terrine samt all ihren Begleitern spielt auf einem eigenen Niveau. Die Nudeln mit Pesto Genovese, mit einem Hauch Minze verfeinert, sind ein Highlight der derzeitigen Karte. Serviert wird das Ganze klassisch mit Erdäpfeln und Fisolen.

Und wer stets Kutteln und meist Artischocken auf der Karte hat, gehört für mich sowieso zu den Guten. Der Panna cotta zollt der Herr Wetter Respekt, indem er sie völlig schnörkel- und ebenso makellos serviert, besser wird die nicht. Und wer die Nusstorte mit Karamell auf der Karte erspäht, der sollte alle Ausreden von wegen "vollgegessen" vergessen und voll der Freude zwei bestellen.

Aktuell interessiert sich der Herr Wetter laut seiner Lebensgefährtin und Restaurant-Schupferin Lea Redolf mehr und mehr für die Kochtöpfe Apuliens (wenn ich mich an unser Gespräch richtig erinnere und nicht der Weinkonsum meine Erinnerung trübt). Ich freue mich schon sehr auf die Ergebnisse der Recherche. (Tobias Müller, derStandard.at, 30.6.2014)

>> Dem Autor auf Twitter folgen

>> Webseite von Tobias Müller