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Die israelische Armee durchsucht das Westjordanland.

Foto: APA/EPA/Hashlamoun

Jerusalem - Israels Geheimdienst hat nach eigenen Angaben die Entführer von drei Jugendlichen im Westjordanland identifiziert. Zwei Wochen nach der Entführung teilte der Inlandsgeheimdienst Shin Beth mit, es handle sich um zwei ehemalige Häftlinge aus Hebron.

Streit vor der UNO

Nach der Entführung haben sich Araber und Israelis vor den Vereinten Nationen einen heftigen Streit geliefert. Die Palästinenser, unterstützt von mehreren arabischen Staaten und dem Iran, forderten vom Sicherheitsrat eine Verurteilung Israels. Dessen Botschafter Ron Prosor sprach von einer "Unverschämtheit".

"Israel hat völlig überzogen reagiert und lässt das ganze palästinensische Volk unter einer Kollektivstrafe leiden", sagte Saudi-Arabiens Botschafter Abdallah Al-Mouallimi. "Die Durchsuchungen und Festnahmen sind klare Verstöße gegen die Genfer Konvention und das Völkerrecht."

Prosor nannte es hingegen eine Frechheit, "dass sich die Verantwortlichen für die Entführung dreier Kinder jetzt beschweren". "Sie sind wie Waldorf und Statler aus der Muppet-Show: Sie sitzen auf dem Balkon und meckern nur, ohne etwas hilfreiches beizutragen."

Hunderte Festnahmen

Bei der Fortsetzung der Suche nach drei im Westjordanland verschwundenen Jugendlichen hat Israels Armee am Donnerstag einen Palästinenser schwer verletzt und zehn weitere Palästinenser festgenommen. Überdies sei eine 65-jährige Frau an einem Herzanfall gestorben, nachdem Soldaten ihr Haus in einem Flüchtlingslager durchsucht hätten, berichteten Ärzte am Donnerstag.

Die Zahl der Festnahmen seit dem Verschwinden der drei Talmudschüler am 12. Juni stieg nach Militärangaben auf 381.

Palästinenser angeschossen

Die israelische Regierung wirft der radikalislamischen Hamas vor, die Jugendlichen entführt zu haben. Der am Donnerstagmorgen verletzte Palästinenser habe Verbindungen zur Hamas gehabt, sagte eine Militärsprecherin. Er sei im Dorf Samuah ganz im Süden des Westjordanlandes angeschossen worden, als er sich seiner Verhaftung habe widersetzen wollen. Er sei zur Behandlung in ein israelisches Krankenhaus gebracht worden.

Von den Jugendlichen fehlt weiter jede Spur. Die Hamas hat Vorwürfe zurückgewiesen, sie sei in eine Entführung verwickelt. Am Mittwochabend beschloss Israels Sicherheitskabinett, den massiven Militäreinsatz fortzusetzen.

Bei der Suche nach den Jungen und nach den mutmaßlichen Entführern wurden bisher fünf Palästinenser getötet und dutzende weitere verletzt. Die Vereinten Nationen riefen Israel zu Wochenbeginn zur Zurückhaltung auf und äußerten sich besorgt über die Opfer des Militäreinsatzes. (APA, 26.6.2014)