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Geboren in Gnjilane, auf heutigem kosovarischem Gebiet:  Xherdan Shaqiri.

Foto: APA/EPA/HEON-KYUN

Manaus - Das Grinsen war ihm kaum aus dem Gesicht zu bringen. Xherdan Shaqiri war am Mittwoch in Manaus der Schweizer Held des Abends. Alle drei Tore beim 3:0 gegen Honduras schoss der 22-jährige Mittelfeldspieler und die Eidgenossen damit ins Achtelfinale. Nach den ersten beiden Partien war der Bayern-Legionär noch arg kritisiert worden.

Jetzt wartet Argentinien, die Schweiz ist Außenseiter. Aber, sagt Shaqiri: "Es ist vieles möglich, wenn man im Achtelfinale ist." Der nur 1,69 Meter große Shaqiri darf dann versuchen, dem 1,69 Meter großen Lionel Messi die Show zu stehlen. Aber zunächst wurde das Erreichte gefeiert. "Wir als kleine Schweiz haben etwas Großes erreicht."

Viel kleiner als die Schweiz ist der Kosovo. Aber der Kosovo ist reich an talentierten Fußballern. Einer davon ist Xherdan Shaqiri. Er wurde in Gnjilane, auf heutigem kosovarischem Gebiet geboren, flüchtete in jungen Jahren mit seiner Familie in die Schweiz.

Am 5. März durfte der Kosovo sein erstes Länderspiel absolvieren - ein freundschaftliches (0:0 gegen Haiti) in Mitrovica. Gerne würden die Kosovaren auch um WM- und EM-Qualifikationen spielen. Die Genehmigungen von Fifa und Uefa stehen allerdings noch aus.

2008 hatte der Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt, die von Serbien nie anerkannt wurde. Zudem ist der Kosovo nicht Mitglied der Vereinten Nationen (Uno). Laut Statuten können nur UN-Mitglieder vollgültig in die Fifa und die Uefa aufgenommen werden. Allerdings ist auch die Schweiz erst seit 2002 Uno-Mitglied, aber schon seit 1904 bei der Fifa. Im Kosovo wird gemutmaßt, die Fifa unter ihrem Schweizer Präsidenten Joseph S. Blatter blockiere die Aufnahme des Kosovos absichtlich, um die Schweizer Nati nicht zu schwächen.

In der Tat haben gerade in dieser Mannschaft besonders viele Spieler kosovarische Wurzeln: Neben Shaqiri Granit Xhaka oder Valon Behrami. Auch die aus Mazedonien stammenden Albaner Blerim Dzemaili und Admir Mehmedi könnten sich entscheiden, für den Kosovo zu spielen.

"Ich fühle mich sowohl als Schweizer als auch als Kosovare", hat Shaqiri vor der WM gesagt. Ob er für den Kosovo spielen würde, steht freilich in den Sternen. Schließlich hat er auch der Schweiz, in der er ausgebildet wurde, viel zu verdanken. Vorerst aber hat die Schweiz ihm viel zu verdanken und Shaqiri bei der WM noch was vor.

Am Dienstag in São Paulo will er wieder Grund zum Grinsen haben. (red, sid; DER STANDARD, 27.6.2014)